- 169 -
, Beck: Fällig sei und daß sie dafür besorgt
sein sollen, ihren Teil einzulösen. Dr. Schäler
berichtete, der Wechsel werde prolongiert. Es
war dys aber nicht wahr und Thönh mußte am
20. Januar den Wechsel bei der Basler Handels
bank einlösen, während dem auf der anderen Sei
te bei der Bussebank noch das Guthaben vorhan
den war. Diese stellte sich aus den Standpunkt,
sie wäre doch nicht verpflichtet, zurückzuzahlen,
der Betrags sei noch auf 6 Monate gesperrt.
Präsident: Gut, nun ist auch dieses Rathe-
Steinsördegeschäft erledigt.
-Wir haben von Carbone vernommen, daß sich
in den ersten Januartagen 1928 ein. kleines In
termezzo zwischen Ihnen und Carbone abgespielt
hat. Wollen Sie uns darüber berichten.^
Beck: Sie müssen entschuldigen, Herr Präsi
dent, ich muß mir die verschiedenen Daten etwas
überlegen, wie die Sache ist. Also am 4. Januar
1928 schreibt Carbone an Thönh. Es spielt hier
nämlich eine andere Sache mit ein. Gleichzeitig
beginnt dann auch das Koburggeschäft. AU diesem
Zeitpunkt 1927 war auch Walser wieder aus Ru
mänien zurückgekehrt und der Barmer Bankverein
hatte auch Ende des Jahres seinen Kredit ge
kündigt. Dabei.mußte Walser nach Düsseldorf fah
ren, um die Sache in Ordnung zu bringen. Wal
ser wollte aber nicht hinfahren aus taktischen
Gründen und man befragte mich, hinzufahren.
Ich erinnere mich, es war an einem Sonntag,
ich glaube, am 1. Jan., als ich von hier abfuhr
mit der Vollmacht, mit dem Barmer Bankverein
Abkommen zu treffen über die Verlängerung des
Kredites. Ich reiste nach Düsseldorf und führte
diese Verlängerung durch, wie es aus den Akten
hervorgeht und reiste vorwärts nach Berlin, um
mit Schäler wegen der Verlängerung des am
20. fälligen Rathe-Steinsörde-Wechsels zu ver
handeln. Bei dieser Gelegenheit besuchte ich Car
bone. Carbone wollte angeblich wieder neues
Geld. Ich besuchte ihn und dazumal war gerade
bei der Bussebank der Skandal. Sie hatten Diffe
renzen weger der Aktienmehrheit. Einige Tage
waren die beiden Direktoren eingesperrt, es lief
ein Strafverfahren gegen sie. Mich berührte die
Sache weniger. Als ich eines Nachmittags zu Car
bone ins Büro kam, um mit ihm über Verschie
denes zu sprechen. Vorausschicken mutz ich, was
vielleicht Carbone nicht weiß, daß inzwischen Milt
ner sich an mich angelehnt hatte und mir vertrau
liche Mitteilungen machte. So hatte er mir ins
besondere mitgeteilt, daß Carbone ihm vollstän
dig klaren Wein eingeschänkt hätte über die Lam-
pengeschichte. Carbone hätte die Sachen schon nach
allen Seiten hin verpfändet usw., er bedaure nur
den Thönh,daß er so hereingefallen sei mit diesem;
Mann. Ich schrieb dem Thönh einen ausführlichen
Bericht über die Geschichte und Millner machte
mich aufmerksam, daß Carbone nun grandios
vorgehen wolle. Carbone werde nun ein Brief
schreiben, ich werde ihn schon sehen, wenn
ich ins Bureau komine, er werde einen Brief
schreiben an Thönh, worin er ihm Angstmachen
woM, um damit weitere 200.000 Franken von
Thönh herauszupressen. Nun ging mir die Ge
schichte bis zum Hals. Ich kam zum Bureau bei
der Amroc. Carbone war nicht mehr der gleiche
Mann. Er stellte sich mir gegenüber ganz groß
artig und sagte, bitte schön, Sie haben da Ge
schäfte gemacht, das geht doch nicht, das müssen
Sie doch verstehen, Sie haben das Rathe-Steinför-
degeschäft hinter meinem Rücken gemacht, ich wer
de nun die Sache anders drehen. Ich bezahle mei
ne Akzepte. Ich habe aus meine Akzepte abzüglich
meiner Einnahmen 125 Mille bekommen, ich be
zahle die sofort. (Ich bemerke, daß er nicht ein
mal einen Pfennig im Sack hatte.) Ich bezahle
alles sofort und dann wollen wir schon mal schau
en. In diesem Moment geht mir die Geduld über,
ich ritz den Brief vom Tisch und sagte ihm, was
es damit für eine Bewandtnis hätte. Da sagte
er, ja so werde die Sache nicht gemacht. Im Laufe
des Gespräches kam ich mit Carbone, der sich
mir und Thönh und der Landesbank gegenüber
in einer derart gemeinen Weise benahm, kam es
zwischen mir und.Carbone zu einem Handgemen
ge. Ich schaute die Position Carbones nun skep
tisch an, denn wenn ein Mensch sich dazu hergibt,
mit Briefen irgend etwas von einem Menschen
zu erpressen und wußte ganz genau, unter wel
chem Druck Thönh lebte, konnte ich natürlich al
les Mögliche voraussetzen.
Präsident: Was stund in diesem Briefe?
Beck: Der liegt hier bei den Akten. Es stand
darin, daß er die Machenschaften hier bekannt
machen werde usw. Ich war der felsenfesten Ueber
zeugung, daß ich keine Angst zu haben brauche
wegen den Machenschaften und ich habe das auch
Carbone ganz offen gesagt.
Präsident: Warum waren Sie da so aufge
regt? ; 1 . i ; !
Beck: Weil es mir in diesem Brief zur Kennt
nis gekommen ist, daß er uns effektiv belügen und
betrügen will.
Präsident: Er hat gedroht? .
Beck: Nein, er gab an, 125000 Franken ge
habt zu haben anstatt 300.000, wie er schuldig,
war.
Präsident: Hat Sie das so aufgeregt?
Beck: Ja.
Präsident: Nicht die Drohung?
Beck: Nein, sondern die Tatsache, daß Milt
ner mir vorher mitgeteilt hat, zu was dieser Brief
hätte verwendet werden sollen, um weiteres Gelo
herauszupressen aus Thönh. Diese Tatsache hat
mich zur Raserei gebracht.
Präsident: Wahrscheinlich war das die Dro
hung?
Beck: Ich habe zu Carbone ausdrücklich ge
sagt, ich fürchte keine Drohung. Meinetwegen kön
nen Sie aufdecken oder nicht, was Sie wollen.
Für mich gibt es gar nichts anderes, als die
Interessen der Bank zu wahren. Ich habe ihm
gedroht, ich werde mich sofort mit der Kriminal-