Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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setzen müssen für mehrere tausend Franken, ich habe be 
zahlen müssen als ich von London wegfushr usw. usw. 
Dr. Huber: Ist das nicht so, daß Sie von Beck 4000 
Franken gleich am Ansang bezogen haben? Das nennen 
Sie bezahlen aus Ihrer Tasche? 
Carbone: Ja. 
Dr. Huber: War es nicht so, daß Sie von Waller 
stein Wechsel aus 36,000 Fr. bezogen haben? 
Carbone: Ja. 
Dr. Huber: War es nicht so, daß Sie, als Sie nach 
London fuhren, einen Rerfevorschuß von 2000 Mk. be 
kommen hocken? 
Carbone: Mag sein. 
Dr. Huber: Sie haben erklärt, Sie saßen fest in Lon 
don und haben aus Ihrer eigenen Tasche sich das Geld 
in London beschaffen müssen, haben einen Scheck bege 
ben, obwohl Sie wußten, daß Deckung für diesen Scheck 
in Berlin nicht vorhanden war, Sie haben Ihr Ehren 
wort mitverpfändet. 
Carbone Nein, wir haben uns falsch verstanden. 
Dr. Huber: Sie haben jedenfalls einen solchen Scheck 
gegeben. Wer hat den Scheck eingelöst? 
Carbone: Ich. Aus Geldern, die ich in Berlin be 
schaffte innerhalb 24 Stunden. 
Dr. Huber: Sie sind weitergefahren nach Wien, wo 
her war das Geld? 
Ich glaube mich zu erinnern, daß Sie gesagt haben, 
daß Beck zahlen mvßte. 
Carbone: Das Geld habe ich bekommen, bevor ich 
weggegangen bin. 
Präsident: 6600 Mark haben für die Londoner Be 
dürfnisse nicht ausgereicht? 5600 Mark hätten ausge 
reicht, um nach London und zurück zu reisen. 
Carbone: Sie waren nicht für mich allein, auch für 
Justus. 
Präsident: 5600 Mark hätten auch für 3 gereicht. 
Carbone: Es gibt kein teureres Leben in Europa als 
in London. 
Präsident: Dann hätten wir die Befragung Carbones 
abgeschlossen. 
Nach der Mittagspause werden wir mit Beck begin 
nen. Ich habe einen Amtsarzt bestellt, damit er anwe 
send sei bei der Befragung. Ich muß aufmerksam machen, 
daß der Amtsarzt auch als Sachverständiger einver 
nommen wird in der Angelegenheit Beck. Ich möchte die 
Parteien fragen, ob Sie aus diesem Titel keinen Einspruch 
erheben. Es liegt auch keine Begründung vor. 
Dann muß ich noch etwas weiteres bekannt geben. 
Die Oesterreichische Kreditanstalt für Handel und Ge 
wehre in Wien hat seinerzeit Borladung zur Verhand 
lung verlangt. Nun verzichtet sie aus die Teilnahme an 
der Verhandlung, offenbar aus dem Grund, weil sie be 
zahlt worden ist. Die Oesterr. Kreditanstalt hat die Wech 
sel von 2 X 186,000 Fr. und 2 X 75,000 Mk. eingeklagt. 
Sie ist abgefunden worden mit 508,700 Franken von der 
Sparkasse. 
X12 Uhr bis 12 Uhr Pause. 
Präsident: Herr Dr. Budschedl hat gegen die Einver 
nahme des Dr. Wilhelm Beck als Zeugen protestiert. Ich 
kann Ihnen mitteilen, daß der Staatsanwalt feinerzeits 
an der Einvernahme dieses Zeugen festgehalten hat. Ich 
würde diesen Zeugen fallen lassen, wenn nicht von einer i 
anderen Seite irgend ein Begehren gestellt wird dahingr- l 
hend, daß er einvernommen werde.Berlangt niemand die . 1 
Einvernahme des Herrn Dr. Beck, dann wird dieser s 
Zeuge nicht vorgeladen. 
Nun zur Einvernahme des Angeklagten Nico Beck. 
Nico Beck, Sie haben die Anklageschrift beikommen. ! 
gelesen und auch gehört letzten Montag. 1 
Beck: Ja. 
Präsident: Bekennen Sie sich schuldig im Sinne der 
Anklageschrift? 
Beck: Nein. 
Präsident: Sie bekennen sich nicht schuldig. Wollen Sie 
ganz kurz Ihre persönlichen Verhältnisse schildern, ..den 
Lehrgang, Ihre Tätigkeit, dann wollen wir Sie befra 
gen über die einzelnen angeklagten Straftatbestände. 
Sie sind geboren? 
Beck: In Reichenau, Kanton Graubünden, am 14. 
Oktober 1896. 
Präsident: Was für Schulen haben Sie besucht? 
Beck: Ich habe in Reichenau die Primarschule und 
Sekundarschule besucht. Später besuchte ich 2 Jahre dar 
Gymnasium in Chur, und trat dann in mein elterliches 
Geschäft als kaufmännischer Lehrling ein. 
Präsident: Das ist ein Holzgeschäft? 
Beck: Ja, das dazumal unter dem Namen der Mut- • 
ter geführt wurde. Ich absolvierte meine Lehre und über 
nahm dann als Prokurist der Firma die bestehende Fi 
liale in Lachen, Kanton Schwyz, welche ich bis zur Liqui 
dierung als Prokurist weiterführte und in der Folge aus 
dem Nachlaßvertrage der Firma Beck-Held für meine 
Rechnung erwarb. Ich übernahm die GefchäftsfUiale La 
chen mit Aktiven und Passiven meiner verstorbenen Mut 
ter. Infolge einer Grundbuchsperre wurden mir wohl die 
Passiven übergeben nicht aber die Aktiven. Die Reali- ... 
täten und grundbücherlich verschriebenen Mobilen konn 
ten mir zufolge dieses Grundbuchseintrages nicht über 
tragen werden. Anderseits drängten mich die Passiven, 
sodaß es 1925 zum Konkurs kam. 
Präsident: Wie sind Sie mit Walser zusammenge 
kommen? 
Beck: Seine Firma, bezw. die meiner Mutter hat 
am Anfang des Krieges in den Jahren 1915/1916 in . 
Liechtenstein verschiedenerorts Holz gekauft, speziell der 
verstorbene Bruder hat Geschäfte getätigt und ist gele- ; 
gentlich dieser Einkäufe mit Walser bekannt geworden. 
Im Jahre 1917 verstarb mein Bruder zufolge einer Hals- 
operation und ich übernahm die Geschäfte in Liechtenstein 
zu besorgen, und aus der Bekanntschaft meines Bruders 
mit Walser lernte ich auch Walser kennen und Walser 
war mir bei verschiedenen Geschäften behilflich. 
Präsident: Im Herbst 1926 war das. 
Beck: Ja. Wir verkehrten geschäftlich und freund 
schaftlich weiter und ich glaube eines der größten Ge 
schäfte, das ich in Liechtenstein abschloß, war die Ver 
mittlung des Holzes der Gemeinde Triefenberg an die 
Holzhandels-A.-G. Zürich. 
Präsident: Im Juli 1926? 
Beck: Ja. Im Jahre 1925 wurde die erste liechtenstei 
nische Klassenlotterie durchgeführt. Ich war durch meinen
	        

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