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LANDSCHAFT UND TECHNIK
Ing. Karl Hartmann
Wo wir auch hinsehen, vom Wald zum Feld,
von der Wiese zum Acker, überall stoßen
wir auf Menschenwerke, von Menschenhand
umgestaltete und veränderte Natur. Der
Mensch hat sich die Erde dienstbar gemacht
durch die Anlage von Siedlungen und We
gen, von Straßen und Kanälen, durch Nut
zung der Bepflanzung in Land- und Forst
wirtschaft. So gestaltet jedes Volk das Land,
in dem es wohnt, durch die Kraft seines Gei
stes und seiner Hände aus dem ursprüng
lichen Naturzustand in eine seinen Zwecken
dienende Kulturlandschaft um. Der Erfolg
einer solchen Umgestaltung ist abhängig
von der Wesensart der Bewohner. Wenn wir
von dieser Umwandlung und vor allem von
der technischen Entwicklung unserer Heimat
sprechen wollen, so müssen wir das in sehr
bescheidenem Rahmen tun, denn wir sind
ja durch die Kleinheit unseres Landes in den
Mitteln und in den Dimensionen stark
beschränkt. Aber ist es nicht gerade diese
Bescheidenheit in den Maßen, die unserem
Landschaftsbild den Reiz verleiht, den viele
Fremde an ihm bewundern?
Unser Gebiet ist durch mancherlei Kräfte
geschaffen worden, erdinnere und oberfläch
lich wirkende, bildende und auch zerstö
rende. Die zerstörende Kraft war vor allem
das Wasser, und so ist es nicht verwunder
lich, daß im Kampf gegen dieses Element
Werke entstanden sind, die unser heutiges
Landschaftsbild stark beeinflussen. Betrach
ten wir nur die mächtigen Dämme des Rhei
nes, die in jahrzehntelanger zäher Arbeit
errichtet wurden und nach menschlichem
Ermessen Sicherheit gegen jedes Hochwasser
bieten. Ein großer Teil dieser Materialbewe
gung wurde von Hand ausgeführt. Für den
Transport wurden zunächst Schubkarren
und Pferdefuhrwerke und später Rollwagen
verwendet. Erst in neuerer Zeit wurde die
Arbeit rationeller mit Bagger und Lastautos
durchgeführt. Von der Größe der Material
bewegung bekommt man einen Eindruck,
wenn man sich vorstellt, daß der Damm am