NACHWORT ALS VORWORT
Regierungschef Alexander Frick
Um das Jahr 1800, also nach tausendjähri
gem Bestände, gliederte sich das Heilige
Römische Reich Deutscher Nation in eine
Unmenge selbständiger Territorien — bei
dessen Auflösung waren es 1789 — eines
davon war das Reichsfürstentum Liechten
stein. Der Deutsche Bund, der die alte
Reichsorganisation ersetzen sollte, zählte
nur mehr 39 gleichberechtigte Mitgliedstaa
ten, die anderen waren inzwischen media-
tisiert worden. Das souveräne Fürstentum
Liechtenstein war einer der 39 Bundes
staaten. Nach der im Jahre 1871 erfolgten
Gründung des Deutschen Kaiserreiches wa
ren im Raume des 1806 aufgelösten Deut
schen Reiches nur noch vier vollsouveräne
Staaten übriggeblieben, nämlich das Deut
sche Kaiserreich, die Habsburgmonarchie
Österreich, das Großherzogtum Luxemburg
und das Fürstentum Liechtenstein. Das ist
geschichtliche Tatsache!
Die Frage, wie es dazu kam, daß unser
winziges Land von diesen großen Ein
schmelzungsprozessen verschont blieb, wird
verschieden beantwortet. Manche sehen dar
in einen Zufall, andere eine Laune der Ge
schichte. Wir Liechtensteiner wissen, daß
wir unsere Eigenstaatlichkeit nicht klugen
Politikern, nicht der Tapferkeit unserer
Vorfahren, sondern der gütigen Vorsehung
Gottes zu verdanken haben. Sie lenkte vor
mehr als einem Vierteljahrtausend die Auf
merksamkeit des mächtigen, edlen Fürsten
geschlechtes der Liechtensteiner auf das klei
ne Erdenfleckchen am oberen Rhein, und
dieses Fürstenhaus hatte dank seiner ruhm
reichen Vergangenheit und dem ständig an
haltenden Ansehen genug Einfluß auf die
Politik beim Kaiserhof in Wien, daß sein
Land am jungen Rhein stets als Staat re
spektiert wurde. Von Deutschland aber
war Liechtenstein durch das österreichische
Kronland Vorarlberg und die Schweiz
räumlich getrennt. So war das Beiseite
stehen möglich geworden.
Von diesem kleinen Lande haben auf den
vorstehenden Seiten verschiedene Autoren
— es sind ausschließlich begeisterte Söhne