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NEUE ANSÄTZE UND ZEITGEMÄSSE FORMEN
Es ist die Aufgabe einer Kultur, daß das Große
in einem Volke nicht als Einsiedler erscheint,
noch als Verbannter. Friedr. Nietzsche
Unser Staat ist flächenmäßig klein und un
ser „Volk-Sein“ ist jung. Namen liechten
steinischer Geschlechter, die aus der Geistes-,
Kunst- und Kulturgeschichte mindestens des
Abendlandes nicht wegzudenken sind, kön
nen wir nicht auf weisen — ausgenommen
solche aus unserem Fürstenhause. Josef G.
von Rheinberger, unser Heimatkomponist,
vertritt uns ehrenvoll insbesondere in der
Kirchenmusik, während die Arbeiten unse
res Geschichtsforschers Peter Kaiser sich im
Wesentlichen auf die Geschichte unserer en
geren Heimat beschränken. Dies gilt auch
für seinen Nachfolger in der vaterländischen
Geschichtsforschung, Prälat Johann Baptist
Büchel, dem wir bis heute die schönsten
Gedichte Liechtensteins verdanken.
Jede Generation sucht ihre eigene Lebens
form. Dies äußert sich immer darin, daß
sie sich auf ihre echten Bedürfnisse besinnt
und gewillt ist, den Scheinbedürfnissen zu
entsagen. Kultur soll ja mehr sein als Deko
ration des Lebens — eine Einhelligkeit zwi
schen Denken und Wollen, Sein und Schein.
Unter diesem Gesichtspunkte haben wir die
wichtigsten kulturellen Vereinigungen —
also solche, die überlokalen Charakter ha
ben — angesprochen und sie ersucht, über
ihre Bestrebungen zu berichten.
Der Historische Verein für das
Fürstentum Liechtenstein
(Gegründet am io. Februar 1901)
Jene Männer, die sich um die Jahrhundert
wende zur Gründung des Historischen Ver
eines für das Fürstentum Liechtenstein zu
sammenfanden, an ihrer Spitze Prälat Joh.
Bapt. Büchel und Sanitätsrat Dr. Albert
Schädler, haben eine patriotische Tat voll
bracht, deren kulturelle Auswirkungen sich
in der Folge als höchst bedeutsam erwiesen
haben.
Von Anfang an stand ein glücklicher Stern
über dem Verein. Er fand Unterstützung
und Förderung sowohl von seiten des hoch
fürstlichen Hauses als auch durch die Lan