Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

weshalb er den deutschen Boden verlassen und in der Schweiz 
sein Fortkommen suchen mußte. Den Studenten Kaiser zeichnet 
ein Mitschüler später folgendermaßen: „Schon damals, wie 
auch in seinem ganzen Leben, war Kaiser bei allem Eifer be 
sonnen im Urteil, offen und treuherzig, ernst und besonders 
sittlich rein, geachtet von allen, die ihn kannten." 
Kaiser übernahm nun zuerst eine Lehrstelle an der An 
stalt Fellenberg in Hoftvyl Kt. Bern und wurde 1827 Professor 
an der Kantonsschule in Aarau, wo er in den Jahren 1830 
und 1831 das Rektorat inne hatte. Rach 8 Jahren segensreicher 
Tätigkeit erhielt er von der radikalen Regierung den Abschied 
wegen seiner „pfäffischen" Gesinnung, obwohl er sich vom poli 
tischen Kampfe fern gehalten hatte. Dafür erhielt er im Jahre 
1836 den Ruf an die katholische Kantonsschule in Disentis 
und wirkte von da an bis zu seinem Tode an bündnerischen 
Schulen. Er war Rektor der Schule in Disentis, bis dieselbe 
nach Chur verlegt und mit dem bischöflichen Gymnasium ver 
einigt wurde. Er lehrte die alten Sprachen und für die Lehr 
amtskandidaten Philosophie und Pädagogik. Seine Anstellung 
an der vereinigten Schule in Chur fand Widerspruch bei der 
bischöflichen Kurie, aber bald teilten sich die Wolken und Kaiser 
erhielt auch hier das Rektorat und feine Gegner wurden seine 
Freunde. Als dann im Jahre 1850 diese katholische Kantons 
schule mit der protestantischen vereinigt wurde, setzte Kaiser 
als Vizerektor auch an dieser Anstalt seine Lehrtätigkeit fort. 
Ueber seine Wirksamkeit als Lehrer heißt es in einem Nach 
rufe: „Er war immer derselbe treue, gewissenhafte Lehrer, 
dem die sittliche und geistige Förderung der Jugend höchster 
Lebenszweck war." Gerühmt wird sein bescheidenes Wesen, sein 
hochgebildeter Geist, seine Wahrhaftigkeit in Wort und Werk, 
sein reiner, keuscher, auf das Höchste gerschteter Sinn und 
seine aufrichtige Religiosität. 
Neben seiner Berufstätigkeit beschäftigte sich Kaiser vor 
nehmlich mit der Erforschung der Geschichte Bündens und 
Liechtensteins. Als Präsident der geschichtsforschenden Gesell 
schaft Graubündens veröffentlichte er seine Monographien 
über den Abt Theodor Schlegel, über Domleschg im 14. Jahr 
hundert, über die Strafgerichte, über die Rätier, Beiträge zur 
Geschichte Bündens usw. Sein geschichtliches Hauptwerk aber 
ist die Geschichte des Fürstentums Liechtenstein, Chur 1847, 
worin er mit Bienenfleiß das Material sammelte. Leider 
standen ihm nicht immer die zuverlässigsten Quellen zur Ver 
fügung, noch die historischen Arbeiten der letzten 70 Jahre, 
weshalb sein sonst mustergültiges Werk an manchen Orten
	        

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