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derswo. Doch diese Kämpfe, wie die bei Dresden und Kulm,
waren nur Vorspiele zu der großen Völkerschlacht, welche am
16., IS. und 19. Oktober bei Leipzig geschlagen wurde. Hier
wurde Napoleon von den verbündeten Oesterreichern, Preu
ßen und Russen vollständig besiegt und mußte nun Deutsch
land räumen.
Im folgenden Jahre (1814) rückten die Heere der Ver
bündeten in Frankreich ein und zogen nach verschiedenen
Kämpfen siegreich in Paris ein (31. März). Napoleon wurde
abgesetzt und erhielt die Insel Elba zum Aufenthalt und Eigen
tum. König Ludwig XVIII. bestieg den französischen Königs
thron. Die Könige und Fürsten, welche Napoleon vertrieben
hatte, kehrten überall in ihre Länder zurück; nur die geist
lichen Fürsten erhielten ihre Gebiete nicht wieder.
Durch die Gewaltherrschaft Napoleons waren die euro
päischen Verhältnisse zerrüttet und es bedurfte einer neuen
völkerrechtlichen Begründung derselben. Dieses Geschäft fiel
dem Kongreß der europäischen Mächte in Wien zu, welcher
am 1. November 1814 begann und am 25. Mai 1815 endete.
Inzwischen durchfuhr Napoleon noch einmal wie ein Me
teor Frankreich, um für immer daraus zu verschwinden. Am
1. März nämlich betrat er den französischen Boden wieder;
das Heer lief ihm zu; aber die Schlacht bei Waterloo, welche
er verlor, entschied sein Schicksal. Er mußte zum zweitenmale
abdanken am 22. Juni 1815. Die Insel St. Helena im Atlan
tischen Ozean wurde ihm zum Aufenthalt angewiesen, wo ihn
die Engländer bewachten und wo er fern von dem Schauplatze
seines Ehrgeizes und seiner Taten am 5. Mai 1821 sein Leben
beschloß.
Schon vor der Schlacht bei Leipzig war Bayern vom
Rheinbund zurückgetreten, und die größeren deutschen Staa
ten folgten diesem Beispiel. Auch die kleineren Fürsten wie
Reuß, Hohenzollern, Liechtenstein u. a. erklärten ihren Rück
tritt vom Rheinbund. So verging diese Schöpfung der
Schwäche und Gewalt.
Da führte Fürst Johann nicht mehr als Vormund seines
Sohnes Karl, sondern in seinem eigenen Namen die Regie
rung wieder. Als wegen der Rückkehr Napoleons nach Frank
reich alle Mächte rüsteten, beeiferten sich auch die deutschen
Fürsten und Städte, welche nicht im Bunde der Großmächte
waren, ihre Truppen gegen den gemeinsamen Feind ins Feld
zu stellen. Es geschah dies auch von Liechtenstein und so nahm
dies kleine Land an der Befreiung des deutschen Vaterlandes
ebenfalls teil. Zum zweitenmale besetzten die Verbündeten