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uuf welchem König Ludwig das Kind dem Bischof Salomo
alle Rechte der Abtei St. Gallen verlieh. Zwei Jahre später
gab derselbe König die Einwilligung, daß derselbe Bischof auch
die Abtei Pfäfers bekam, welche Burkard bisher als Lehen
inne gehabt hatte.
Der Herzog beider Rätien hatte als Grafschaft regelmäßig
Unterrätien inne. Schon Hunfrid, der erste Herzog Rätiens,
hatte diese Grafschaft und seinen Sitz in Rankweil. Rudolf
erhielt wahrscheinlich wegen den Unruhen in Italien schon
unter Ludwig dem Deutschen die herzogliche Gewalt; denn als
Grenzland bedurfte Rätien einer festeren militärischen Ver
waltung, zumal da auch in Vallis, mit welchem Rätien zu
sammenhing, ein neuer König sich aufgeworfen hatte. Das
konnte von Rätien und Schwaben nicht gleichgültig angesehen
werden.
In diesen gewalttätigen Zeiten hatte der Bischof Thiotolf
von Chur einen schweren Stand. Die Güter, die durch Tausch
vom Bischof und Kanzler Luitward von Bercelli an das Bis
tum gekommen waren, wurden ihm mit Gewalt vorenthalten.
Zwar befahl Kaiser Arnulf, an den er sich klagend wandte, die
Uebergabe an den rechtmäßigen Eigentümer, aber sie erfolgte
langsam, und der Bischof hatte noch oft über die Eingriffe
der Großen in das Eigentum seiner Kirche zu klagen. Er
nahm indeß an den Reichstagen und Bischofversammlungen
tätigen Anteil. Er erlebte auch noch die gewalttätige Ermor
dung des Markgrafen Burkard I. (911). Die Macht desselben
erregte Neid. Als er an öffentlicher Mallstatt zu Gericht saß,
erregten seine Gegner Tumult und ein gewisser Anselm er
schlug ihn. Auch Burkards Bruder, Adalbert den Erlauchten,
Grafen im Thurgau, schützte weder der Adel seines Geschlechts,
noch der Ruf seiner Gerechtigkeit. Auch er ward ermordet.
Udalrich und Burkard, die Söhne des ermordeten Markgrafen,
mußten ins Exil wandern; die Güter der Ermordeten teilten
die Mörder unter sich. Gisela aus dem Stamme der Grafen
von Nellenburg, die Schwiegermutter des jüngeren Burkard,
pilgerte nach Rom zu den Gräbern der Apostel, ward in
ihrer Abwesenheit all ihres Gutes beraubt und, als sie zu
rückkehrte und Klage führte, durch ungerechten Spruch ver
urteilt. In Italien in der Gegend von Tortona, wo ihr Oheim
Adalbert Güter besaß, harrten die Söhne des Markgrafen
Burkard auf bessere Zeiten.