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und Argengau und Abt Bernhard von St. Gallen einem sol
chen Plane geneigt seien, gewann er sie leicht, daß sie ihm
wenigstens zur Behauptung von Churrätien ihren Beistand
versprachen. Hier war damals Rudolf, ein Nachkomme Hun-
frids, Graf oder Herzog. Dieser vertrieb den Bernhard mit
bewaffneter Hand aus Rätien (890), und als er den Versuch,
sich desselben zu bemächtigen, im folgenden Jahre erneuerte,
kam er dabei um das Leben. Graf Udalrich verlor zur Strafe
seine Güter in Schwaben und Elsaß, erhielt aber auf Fürbitte
des Abtes Hatto von Reichenau vom Kaiser Arnulf dieselben
wieder und überdies den Reichshof Lustenau. Abt Bernhard
dagegen wurde abgesetzt und an seine Stelle Bischof Salomo
von Konstanz gewählt.
Das Kloster St. Gallen hatte bisher seine Höfe und Gü
ter im Rheingau (so hieß das Rheintal von Montlingen und
Götzis bis zum Bodensee) wie jeder Freie benützt, das Behol-
zungs- und Weidgangsrecht in allen Waldungen ausgeübt, die
nicht unter königlichem Bann standen. Diese Rechte machte
nun Graf Udalrich dem Kloster streitig. Da rief der Bischof
Salomo, zugleich Abt von St. Gallen, die Edeln und Freien
aus dem Churgau, Rheingau und Churwalchengau zu Zeugen
auf. Alle erklärten sich gegen den Grafen Udalrich und zu
Gunsten des Klosters und bestimmten die Grenzen zwischen
dem Thur- und Rheingau. Sie gehen von Schwarzeneck dem
Laufe des Wassers nach bis in die Mitte des Rheins und von
da bis in den Bodensee. Dieser Verhandlung wohnte aus
Churrätien der Bischof Thiotolf bei und sieben edle Män
ner mit Namen: Merold, Andreas, ein anderer Merold, Ur-
sicin, Wanzo, Dominikus und Vigilius.
Damals hatte, wie bereits erwähnt wurde, Rätien einen
Herzog, der Rudolf hieß. Sein Name erscheint auch in der
Urkunde einer edlen Frau namens Himiltrud. Sie schenkte,
was sie zu Sulz, Kalchern und im Vintschgau besaß, dem Klo
ster St. Gallen mit dem Beding, daß ihr Sohn Richard oder
die Verwandten ihres Mannes Blasius jene Güter um 40
Schillinge sollten an sich lösen dürfen (890).
Reben , dem Herzog Rudolf finden wir Purchart als Graf
von Unterrätien, der beim Kaiser Arnulf sich dafür ver
wendete, daß er das Kloster Pfäfers in seinen Schutz nahm.
Dieser gleiche Purchart oder Burkard erscheint später als
Herzog von Rätien. Er soll ein Reffe des Herzogs Rudolf
gewesen sein, der um 900 starb. In den Jahren 903 und 905
erscheint Burkard als Markgraf und im Jahre 909 als Her
zog. Im Jahre 903 wohnte er dem Tage zu Forchhsim bei,