55
Gallen 12 schottische Mönche auf dem Viktorsberg unterhalte,
welche für fein Seelenheil und die Wohlfahrt seines Reiches
beten sollten. Der Viktorsberg kam später durch Tausch an
den Priester Valerius zum Nutzgenuß auf Lebenszeit. Den
Namen hat der Ort vom Haupte des hl. Papstes Viktor, das
dort aufbewahrt wurde.
Kaiser Karl war ein kranker Mann und zum Schutze
seines Reiches unfähig. In Frankreich hausten die Nor
mannen schrecklich, im Osten bedrängten die Slaven das Reich,
Italien war hilflos und der Kaiser ließ alle seine Völker im
Stich. Da fielen die Deutschen von ihm ab; nur die Schwa
ben und Rätier blieben ihm treu. Auf dem Reichstag zu
Tribur (887) ward er der Regierung entsetzt und an seiner
Statt der ihm verwandte Herzog Arnulf von Kärnten erwählt.
Karl überlebte diese Schmach nicht lange, schon zwei Monate
nach seiner Absetzung starb er, wahrscheinlich eines gewalt
samen Tades, am 13. Jänner 888 und wurde in Reichenau
begraben.
7. Kaiser Arnulf. Die letzten Karolinger.
Einmütig hatten die Deutschen den Herzog Arnulf, den
Enkel Ludwigs des Deutschen, zum Könige gewählt. Er war
ein kraftvoller Herrscher. Mit Nachdruck schirmte er die Grenze
des Reiches, rief aber einen neuen Feind herbei, die Ungarn,
welche über ein halbes Jahrhundert hindurch Deutschland mit
ihren schrecklichen Raubzügen heimsuchten. Er sah, wie ein
zelne Große zu unabhängigen Herren sich auswarfen über be
deutende Landstriche. So wurde Boso vom Volke der Pro
vence zum König von Großburgund, Rudolf zum König von
Kleinburgund ausgerufen, welches den größten Teil der
Schweiz umfaßte.
Die Kaiserkrone zwar gewann Arnulf, trug sie aber nicht
lange; denn schon nach drei Jahren starb er (899). Sein Sohn
Ludwig war noch unmündig, daher „Ludwig das Kind" ge
nannt. Reichsverweser regierten für ihn und noch ehe er die
Regierung selber führen konnte, raffte ihn der Tod hinweg
(911). Mit ihm erlosch der Stamm der Karolinger, der über
Churrätien und Deutschland 143 Jahre regiert hatte.
Gerne hätte Karl der Dicke seinem natürlichen Sohne
Bernhard Schwaben und Churrätien zugewendet; aber er
vermochte es nicht. Als nun Bernhard sah, wie mehrere Große
in Schwaben, unter ihnen namentlich Graf Ildalrich im Linz-