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unterdrückt hatte. Ungarn und Böhmen fielen von ihm ab
und wählten andere Könige; auch in Oesterreich selbst erhoben
sich manche gegen ihn, vorab seine Hauptstadt Wien. Durch
Glück und Standhaftigkeit siegte Ferdinand II. und erhielt
alle seine Reiche wieder. Treu diente ihm Karl von Liechten
stein, wurde lieber der Gefangene als der Teilnehmer und
Genosse der mährisch-böhmischen Rebellen, stritt in den kaiser
lichen Heeren und war in der Schlacht am weißen Berge bei
Prag (1620), welche über das Schicksal Böhmens entschied.
Ferdinand II. setzte ihn zum Statthalter dieses Königreichs
mit dem traurigen Aufträge, das Strafgericht über die Ur
heber und Häupter der Rebellion zu eröffnen. Viele War
nungen und Mahnungen zur Flucht waren diesen zugekom
men; aber die Verblendeten blieben. Da wurde eine Anzahl
der vorzüglichsten Anhänger Friedrichs von der Pfalz, den
sie zum Könige gemacht hatten, hingerichtet; die andern er
hielten später Generalpardon. Wer desselben teilhaftig wer
den wollte, mußte sich binnen sechs Wochen beim Fürsten Karl
von Liechtenstein melden. Die protestantischen Lehrer und
Prediger wurden aus dem Königreich entfernt und die Uni
versität Prag dem Jesuitenorden übergeben.
AIs Betlen Gabor, bei dem sich viele böhmische Mißver
gnügte befanden, die Erbstaaten des Kaisers bekriegte, ver
wüstete er besonders die Besitzungen des Fürsten Karl von
Liechtenstein in Mähren, weshalb der Kaiser diesem das
Herzogtum Iägerndorf als Entschädigung verlieh (1623). Die
Güter des Hauptes der mährischen Empörer erhielt er eben
falls. Der Kaiser bestätigte ihm die Fürstenwürde und dehnte
sie auf seine Brüder Maximilian und Gundakar und deren
Nachkommen aus. Der König von Spanien sandte ihm das
goldene Vließ. Zur Gemahlin hatte er Anna Maria, die Erb
tochter des Freiherrn Joh. Schembera von Boskowitz auf
Butschowitz, welche ihm große Güter zubrachte, die er durch
Ankauf böhmischer Herrschaften noch vermehrte. Er starb zu
Prag am 12. Februar 1627.
Auch sein einziger Sohn Karl Eusebius stand bei Kaiser
Ferdinand in hohem Ansehen. Er lebte auf seinen Gütern,
die er in musterhafter Weise bewirtschaftete, und widmete sich
besonders der Pferdezucht. Er ist der Begründer der berühm
ten liechtensteinischen Gemäldegalerie in Wien.
Johann Adam Andreas, der einzige Sohn des Fürsten
Eusebius, erhielt eine sorgfältige Erziehung und begab sich
nach Vollendung seiner Studien auf Reisen. Nach dem Tode
seines Vaters übernahm er die Verwaltung seiner Güter und