Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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noch nicht erreicht. Sie wurden mit Exekutionen heimgesucht, 
so daß das Volk im Bregenzerwald zu den Waffen griff, um 
sich der Exekutionen mit Gewalt zu erwehren (1706). Nur 
schwer ward es zur Ruhe gebracht. Doch als man eine eigene 
Rechnungskommission aufstellte, um über die Verwaltung der 
öffentlichen Gelder zu wachen, wurde das Volk allmählich be 
ruhigt. Dieselbe fand, daß Vorarlberg von 1702 bis 1706 allein 
1,348.256 fl. bezahlt hatte. 
Kaiser Leopold I. starb im Jahre 1705; Josef I., sein 
Nachfolger, setzte den Krieg mit Glück fort; da aber durch den 
frühen Tod dieses Kaisers (1711) alle Kronen sich wieder auf 
dem Haupte seines Nachfolgers Karl VI. vereinigt hätten, 
wie einst unter Karl V., wurden die bisherigen Teilnehmer 
am Kriege auf feiten des Kaisers lauer und traten endlich ganz 
zurück, also daß der Kaiser endlich Frieden schließen und der 
spanischen Krone entsagen mußte. Der Durchpaß durch Bün 
den wurde den kaiserlichen Truppen geöffnet (1707); von da 
an begannen die Plagen der Durchmärsche und Kriegsfuhren, 
die den Landschaften Vaduz und Schellenberg keine Erholung 
gönnten und sie der Früchte ihrer Arbeit nie froh werden 
ließen. 
11. Besondere Verhältnisse. 
Der Landsbrauch und die politischen Einrichtungen in den 
beiden Landschaften haben sich, wie aus der ganzen Darstellung 
erhellt, nicht ohne Kampf, doch im ganzen unverändert erhal 
ten, wie sie in den fulzifchen Zeiten waren. Einsichtsvolle und 
standhafte Männer verfochten die hergebrachten Rechte, wie 
Klemens Anger, Adam Müßner, Christoph Walser, Konrad 
Schreiber, Basil Hopp und andere. Die Eintracht der Ge 
meinden und das treue Zusammenhalten lieh ihren Be 
mühungen den gehörigen Nachdruck und diente ihrem Willen 
als Antrieb und Sporn. Nicht mit Aufruhr und Gewalt be 
fleckten sie ihre gute Sache; wie der Einzelne durch feine Ta 
ten sich selber richtet, so auch das Volk. Leiden und Drangsale 
gehen vorüber, aber die böse Tat mit ihren Folgen bleibt; 
die Erinnerung an jene gewährt ganz andere Empfindungen 
als an diese. Darum soll ein Volk Eintracht und Gerechtigkeit 
lieben und über alles hoch halten, weil diese Tugenden auch 
an dem Schwachen Wunder wirken und ihm eine Stärke geben, 
die keine irdische Gewalt bezwingt. 
Einige Einzelheiten, die, um den Gang der Erzählung 
nicht zu unterbrechen, übergangen wurden, mögen nun hier
	        

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