Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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Kaiser, Geschichte Liechtensteins. 
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Wer kein echtes Grundeigentum hatte, stand unter dem 
Schutz des Grundherrn, dessen Gut er baute. Diese Schutz 
herrlichkeit schloß auch Gerichtsbarkeit in sich und in Streitig 
keiten mit den Hintersaßen anderer Grundherren mußte der 
Herr seine Leute vertreten. 
Nicht minder lagen Karl dem Großen Religion und Bil 
dung am Herzen. Er war ein großer Beförderer der deutschen 
Sprache. Die Kirchgenossen mußten die Kirche, zu der sie 
gehörten, mit einem Hofe und zwei Mansus oder Hufen Landes 
ausstatten; auch schärfte er die Zehentabgabe ein, gegen welche 
sich die Deutschen am meisten sträubten. Weil sich damals viele 
in die Dienstbarkeit von Gotteshäusern und Kirchen begaben, 
um sich der Last des Kriegsdienstes zu entziehen, so verbot 
solches der Kaiser, es fei denn, daß man die Erlaubnis von 
ihm dazu eingeholt habe. Von den Bischöfen wurde Fröm 
migkeit und Weisheit, von den Pfarrgeistlichen Wissenschaft 
in religiösen Dingen, Rednergabe und Kenntnis der Heil 
mittel für gewöhnliche Krankheiten verlangt. Die Bischöfe 
sollten selbst predigen und die Geistlichkeit ihrer Sprengel 
unter strenger Aufsicht halten und die Ueberreste des Heiden 
tums und die heidnischen Gebräuche, die noch unter dem ge 
meinen Volke im Schwange waren, abstellen. Niemand sollte 
vor dem dreißigsten Jahre und ohne strenge Prüfung seiner 
Sitten und Kenntnisse zum Priester geweiht werden. Die 
Eltern wurden strenge angehalten, ihre Kinder in Kloster- 
schulen oder zu einem Geistlichen zu schicken, um sie in den 
Lehren der Religion und Sittlichkeit unterrichten zu lassen. 
So blühten die Stiftsschule zu Chur und die zu Disentis und 
Pfäfers und wirkten segensreich auf ihre Umgebung. Vauko, 
ein gelehrter Rätter und Kanzler des Grafen Hunfrid, schrieb 
eine rätische Geschichte, die aber leider verloren gegangen ist. 
4. Ludwig der Fromme. Bischof Viktor III. 
Ludwig der Fromme, dem sein Vater, der große Karl, 
die Kaiserwürde und ein so großes Reich hinterließ (es um 
faßte Deutschland, Frankreich und Italien), war wohl unter 
richtet, hatte ein gutes, versöhnliches Herz und gab sich gerne 
geistlichen Uebungen hin; aber es zeigte sich bald, daß ihm die 
Kraft fehle, ein so großes Ganzes zu leiten und das Werk seines 
Vaters fortzusetzen. Schon im Jahre 817 übergab er seinen 
Söhnen Lothar, Pipin und Ludwig eigene Königreiche zu ver 
walten, woraus ihm selbst großes Herzeleid, dem Reich aber
	        

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