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digten Personen gefänglich einzuziehen, peinlich zu fragen und
alle Mittel anzuwenden, um zu einem Bekenntnis zu gelangen.
Weil aber kein Geständnis erfolgt, die Angeschuldigten auch der
Hexerei ungeachtet starker Anzeichen, nicht überwiesen seien,
und die ausgestandene lange Gefangenschaft und Folter hin
längliche Strafe sei, so seien sie wieder in Freiheit zu setzen,
jedoch unter der Bedingung, daß sie das Land nicht verlassen,
auf jede Aufforderung sich vor Gericht stellen, und daß der
Mann Thomas die Kosten des Prozesses für seinen Anteil
trage. — Soweit das Rechtsgutachten. Der Spruch des Ge
richtes ist nicht bekannt; wahrscheinlich wird es der Ansicht
des Rechtsgelehrten beigetreten sein.
Im Jahre 1648 begannen die Untersuchungen über Hexen-
wesen von neuem. Die Geständnisse der Unglücklichen gleichen
sich so ziemlich einander. Wir wollen nur einige anführen.
Das Weib Greta von Triefen bekannte, vor etwa zehn
Jahren fei der böse Geist, so sich „Jos" genannt und schwarz
gekleidet gewesen, mit einem Federbusch auf dem Hute zu ihr
ins Haus gekommen, um seines Willens mit ihr zu pflegen,
was sie ihm gestattet. Da habe er ihr Silbergeld gegeben, was
hernach nur Feuerspäne und Kuder gewesen, und dann be
gehrt, sie soll sich Gottes und des himmlischen Heeres verleug
nen; was sie getan. Die Ursache ihrer Verleugnung sei gewesen,
daß sie Lust zu Männern gehabt habe und nicht dazu kommen
mögen. Nach diesem sei der böse Geist wiederum zu ihr ge
kommen und habe sie zu einem Tanz aus einem Kreuzweg ab
geholt. Dabei sei sie gar fröhlich gewesen und habe mehrere
bekannte Weiber angetroffen. Vor drei Jahren sei sie auf ihrem
Kalb auf das Balzner Riet geritten, allwo ihre Gespielen ver
sammelt gewesen; da hätten sie getanzt bei einer Geige. Bor
vier Jahren seien sie und ihre Gespielinnen auf dem Gugger-
boden beim Mondschein zusammen gekommen und hätten Tanz
und Kurzweil getrieben, und eine jede habe ihres Buhlen
Namen ins Holz gesetzt; so hätten sie die Buchen verdorben
und sei keine groß geworden. In selbem Jahr hätten sie auch
hinter dem Kulmen und auf dem Hahnenspiel nächtliche Zu
sammenkünfte gehabt. Da hätten sie Schnee und Ungewitter
dermaßen zugerichtet, daß die Leute von der Alp hätten fahren
müssen. Vor zwei Jahren sei sie auf einem Bock, der ihr eigen
gewesen, zu der Linde auf dem Platz zu Vaduz geritten, wo
sie, ihre Gespielinnen und Buhlen eine nächtliche Mahlzeit
gehalten und getrunken. Den Wein hätten sie aus des Land
schreibers Keller geholt. Der böse Geist habe ihr oft zugeinutet,
Unglück und Übles anzustellen, was sie nicht habe tun wollen.