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4. König Dagobert. Die Stiftung Kazis.
König Dagobert I. (622—638) von Ostfrankreich hatte
im Anfang seiner Regierung großes Lob, denn er folgte dem
Rate weiser Männer. Er bereiste sein Reich und besuchte Rä-
tien. Bei dieser Gelegenheit wurden die Grenzen des Bis
tums Konstanz gegen das Bistum Chur (also Churrätien) be
stimmt. Sie gingen dem Kamm der höchsten Gebirge nach,
zwischen den Quellen des Rheines und der Reuß bis Mont
igeln. Hier lief die Grenze vom Säntis zum Rhein und es
ward in einer Felsenspitze, wahrscheinlich bei Blatten, das
Zeichen des Mondes eingehauen in Gegenwart Dagoberts.
Hier war die Grenzmark zwischen Rätien und Burgund. Thur
gau und die mittlere und westliche Schweiz machten damals
noch einen Teil des burgundifchen Reiches aus. Von Mont
igeln an schied die Mitte des Rheins den Rheingau vom
Thurgau. Dagobert, der gegen Kirchen und Klöster freigebig
war, bedachte die Kirche zu St. Peter in Rankweil mit Gü
tern, weshalb ein Iahrtag daselbst für ihn gehalten wurde;
es ist die älteste Kirche in Unterrätien.
Auf den Grafen Viktor I. folgte sein Sohn Vigilius in
der Grafenwürde. Es ist nicht bekannt, wie lange er sie be
kleidete. Von seinen zwei Söhnen erhielt Zacco I. das Gra
fenamt, Paschalis aber wurde Bischof von Chur. Des Zacco
Gemahlin war die Aesopeia, die im Rufe der Heiligkeit starb.
Ihr Sohn war Viktor II. Bischof von Ehur. Dieser gründete
mit seinem Oheim, dem Bischof Paschalis, und mit seiner
Mutter das Frauenkloster Kazis. Alan berichtet, daß des Bi
schofs Schwestern Vaspula und Ursicina sich in dieses neue
Kloster zurückgezogen haben und daß Vaspula dessen erste
Aebtissin gewesen sei. Zur Zeit des Bischofs Viktor II. re
gierte sein Bruder Jaktatus als Graf und nach seinem Tode
sein Sohn Viktor. Dessen Oheim, Bischof Viktor II., starb >m
Rufe eines ausgezeichneten Oberhirten am 21. November 714.
Auf ihn folgte Vigilius, ein Sohn des Grafen Jaktatus und
dessen Gemahlin Salvia.
In dieser Zeit lebte und starb als Pfarrer zu Remüs im
Unterengadin der HI. Florin. Viele Jahrhunderte hindurch
war die Kirche von Remüs, wo die Reliquien des Heiligen
aufbewahrt wurden und ein Priesterkollegium bestand, ein be
rühmter Wallfahrtsort. Die Diözese Chur verehrt den hl.
Florin als zweiten Patron und manche Kirchen im Bistuin
und außer demselben wurden ihm geweiht.
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