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7. Die Kirchenversammlung zu Konstanz.
Bald nachdem der Kriegslärm, welcher durch die Appen
zeller und den Bund ob dem See entstanden war, sich verloren
hatte, beschäftigte ein anderes Ereignis die allgemeine Auf
merksamkeit. Es war dies die allgemeine Kirchenversammlung
zu Konstanz.
Während der Regierung des Bischofs Hartmann war die
Kirche, wie wir schon erwähnt haben, durch eine bedauerns
werte Spaltung in grenzenlose Verwirrung gesetzt. Auf den
in Rom residierenden rechtmäßigen Papst Urban VI. folgten
daselbst die rechtmäßigen Päpste Bonifaz IX., Innozenz VII.
und Gregor XII. Auf Betreiben der Franzosen wurde schon
dem Papste Urban VI. ein Gegenpapst gegenüber gestellt, der
sich Klemens VII. nannte, und nach dessen Tode ein zweiter
unter dem Namen Benedikt XIII. Zur Beilegung dieser Spal
tung versammelten sich eine Anzahl Kardinäle und Bischöfe
zu Pisa (1409). Sie erklärten sowohl Gregor VII. als den
Asterpapst Benedikt für abgesetzt und wählten den Erzbischof
von Mailand zum Papste, der den Namen Alexander V. an
nahm, und als dieser bald darauf starb, folgte auf ihn Jo
hann XXIII. Die Wahl dieser beiden sogenannten Päpste war
ungültig; denn jene Versammlung von Pisa hatte kein Recht,
den rechtmäßigen Papst Gregor XII. abzusetzen. Dennoch
fanden sie großen Anhang, so daß drei Päpste an Stelle der
zwei früheren vorhanden waren. Nachdem alle Versuche zu
einer Einigung umsonst gewesen waren, kam endlich durch die
Bemühung des Königs Sigismund eine Versammlung von
Kardinälen und Prälaten aus allen Teilen der Kirche in Kon
stanz zusammen, die am 5. November 1414 durch den Gegen
papst Johann XXIII. eröffnet wurde. Dieser hatte seine Hin
reise durch Tirol und Vorarlberg über den Arlberg gemacht.
Man einigte sich bald darin, daß alle drei „Päpste" ab
danken sollten, damit eine einheitliche Wahl möglich werde.
Der rechtmäßige Papst Gregor resignierte dem Frieden zulieb
freiwillig. Johann XXIII. zeigte sich zuerst geneigt abzu
danken, flüchtete sich aber dann und verweigerte die Resigna
tion, wurde dann aber mit dem anderen Gegenpapst Benedikt
vom Konzil für abgesetzt erklärt. Am 11. November 1417 wurde
der Kardinal Otto Lolonna zum Papste gewählt, der sich
Martin V. nannte. Run hatte die Kirche wieder ein allgemein
anerkanntes Oberhaupt und von da an hatte diese Versamm
lung auch den Charakter eines allgemeinen Konzils. Der neue
Papst verließ Konstanz erst am 16. Mai 1418, nachdem er den