Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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In Rätien waren die sonnigen Halden des Rheintales 
und des Illtales am besten angebaut. Manche Weingärten 
stammen wohl aus römischer Zeit, wie ihre romanischen Na 
men verraten. Ueberreste von römischen Häusern sind in Nen- 
deln, Triesen und Schaan aufgefunden worden. 
Durch die vielen Römer (Soldaten, Beamte, Kaufleute, 
Ansiedler und Flüchtlinge), die sich in Rätien niederließen, 
wurde bald die romanische Sprache herrschend und verdrängte 
die keltische. Daher die vielen romanischen Ortsnamen und 
Flurnamen, die sich bis heute erhalten haben, so Balzers (von 
palatium — Pfalz, Hof), Vaduz (Vadus — Furt), Ruggell 
(Roncale — Reute), Finne (Fines — eingegrenztes Land), 
Prat (Pratum — Wiese), Planken (Plaunca — Halde), Prade- 
mez (pratum medium — mittlere Wiese). Silvaplana — der 
ebene Wald, Malbun von Vallis bona — gutes Tal, Alpilla 
— kleine Alp, Valüna (von Vallilla — kleines Tal), Sicca 
— trockene Alp, Bovel von bovile — Rinderweide, Krist = 
Hügel, Dux von ductus — Leitung, Wasserleitung, Flux von 
fluctus — Fluß; die mit Gamp — Feld zusammengesetzten 
Namen wie Gamprin und mit Ga oder Ca — Haus zusam 
mengesetzten wie Caselva = Waldhaus und zahllose andere 
im ganzen Land. Auch von landwirtschaftlichen Gegenständen 
haben sich noch manche Namen erhalten, z. B. Sichel (sicla), 
Spaten (spatha), Wanne (vannus). Egge (occa), Joch (jugum), 
furca — Gabel, trienz — Dreizack, serula = Gatter, torcular 
— Torkel, gelida = Gelte u. a. 
Der kriegerische Geist der Rätter erlosch nicht unter der 
Römerherrschast. Sie hatten eine kriegsgeübte Miliz, welche, 
wie schon erwähnt, einmal gegen die Helvetier aufgeboten 
wurde. Ihnen war auch teilweise die Grenzhut anvertraut, 
und dieser Umstand wirkte sicherlich auch günstig auf ihre 
politische Stellung; denn wer die Waffen in der Hand hat 
und sie zu gebrauchen versteht, hat das Mittel, sich und den 
Seinigen Achtung zu verschaffen. 
Die Römer wollten aber ein so wichtiges Land, wie Rä 
tien war, nicht nur besetzt halten, sondern suchten auch die 
Unterworfenen durch friedliche Bildung an ihre Interessen zu 
fesseln. Die Verbreiter römischer Kultur waren auch hier 
wie überall zunächst die Legionen. Die an den Heerstraßen 
in gewisser Entfernung von einander errichteten friedlichen 
Anlagen der mansiones und mutationes, als Herbergen der 
durchziehenden Soldaten und Beamten, kamen auch den Ein 
heimischen gut zu statten; denn um sie herum bildeten sich 
bald Wohnungen, wo man sicheren Schutz finden und die
	        

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