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Heer aus seinen beiden Bistümern. Anderseits bot auch Donat
von Vaz seine Leute auf, unterließ es nicht, sich um weitere
Hilfe umzusehen und fand solche bei denen von Räzüns und
den drei Waldstätten. Der Krieg ward anfänglich in Streif-
zügen geführt. Die Hauptmacht der Bischöflichen lag bei Scanfs
an der Grenze des Oberengadins verschanzt. Damals erschienen
auch Hartmann und Rudolf von Sargans auf dem Kriegs
schauplätze; sie hielten zu Donat von Vaz, ihrem Vetter, und
sendeten aus der Feste Sargans Absagebriefe an die Anhänger
des Bischofs (21. März 1323). Das vazische Kriegsvolk führte
Heinrich von Räzüns; es lagerte auf Davos. AIs Donat sich
von hier wegwandte, drangen die Bischöflichen über den Sca-
letta in das Tal Dischma. Da sammelte Lukas Guler, der Haupt-
mann der Davoser, die Mannschaft des Tales und stritt sieg
reich gegen die Bischöflichen. Die Hauptmacht dieser aber drang
über Filisur herab, wo ihr der von Vaz unweit der Feste
Greifenstein entgegenrückte mit seinen Leuten und 1500 Mann
aus den Waldstätten. Er drang in die Reihen des Feindes,
ihm nach die Männer aus den Waldstätten geraden Laufs mit
unwiderstehlicher Gewalt. Zweihundert Bischöfliche deckten die
Walstatt, die übrigen wurden zersprengt, flohen ins Gebirge,
fanden in tiefen Abgründen, oder auf schneebedeckten Wüsten
eien ihr Grab. Viele wurden gefangen oder ergaben sich dem
Sieger. Donat behandelte sie anfangs gut, ließ ihnen köst
liche Speisen und Getränke vorsetzen und sperrte sie dann,
damit sie den Abstand desto tiefer fühlen sollten, in furchtbare
Kerker ein, wo er sie langsam verschmachten ließ, indem er
ihnen nur spärlich Brot und Wasser zu reichen befahl. Wenn
dann die Iammertöne der Unglücklichen aus den tiefen Ker
kern zu seinen Ohren drangen, sprach Donat spottend: „Hört
doch, wie lieblich meine Vögel singen." Daß sich damals die
Mächtigen solche Frevel erlaubten, geht aus anderen Erzäh
lungen des Johann von Winterthur hervor, der uns Obiges
berichtet. Bergün wurde in jener Fehde zerstört, die bischöf
lichen Güter schrecklich verheert, die Herden geraubt, die Häu
ser verbrannt, die Landleute vertrieben. Oede und wüst lagen
die Felder, es fehlten die Hände, sie zu bearbeiten; in solche
Armut sanken die Domherren, daß sie ihren Unterhalt bei
mildtätigen Freunden suchen mußten. Das brach Rudolfs
Standhaftigkeit; er entsagte dem Bistum Chur und zog sich
nach Konstanz zurück (1325). Am 12. Juni 1325 entband ihn
der Papst der Verwaltung des Bistums und ernannte an seine
Stelle den Johann Pfefferhard zum Bischof. Dieser stammte
aus einer geachteten Bürgerfamilie aus Konstanz, war Bru