152
bedenken werde. Unzufriedene unter den Klosterherren, denen
die strenge Zucht und Beschränkung des Einkommens nicht
willkommen waren, klagten beim Könige Uber den Abt und er
lieh den Klägern Gehör und übertrug einem päpstlichen Le
gaten, der sich gerade an seinem Hoflager befand, die Unter
suchung gegen den Abt. Zugleich ließ er an der Grenze der
Besitzungen des Klosters Schloß und Städtchen Schwarzenbach
erbauen und lockte die Dienstleute des Abtes unter Verleihung
von Burglehen und anderen Freiheiten dahin. Weil die
Klosterherren vorzüglich über die Abwesenheit des Abtes von
seinem Stifte geklagt hatten, und daß er die gottesdienstlichen
Handlungen, die ihm oblägen, vernachlässige, befahl ihm der
König die Rückkehr ins Kloster und ersuchte den päpstlichen
Legaten, die Streitsache zu untersuchen. Infolge davon wurde
der Abt in der Verwaltung der Abtei eingestellt. Dieser begab
sich nach Wil und zog alle seine Getreuen an sich, unter denen
sich besonders Heinrich von Grießenberg auszeichnete, der mit
Adelheid von Montsort, einer Nichte des Abtes, vermählt war.
Die von Schwarzenbach trieben denen von Wil alles Vieh
weg, das sie auf der Weide hatten, und verwundeten die Hir
ten. Zur Vergeltung rückte Abt Wilhelm vor Schwarzenbach,
eroberte und verbrannte das Städtchen, und führte übergelau
fene Untertanen nach Wil zurück. Diese Tat regte alle An
hänger Habsburgs gegen den Abt auf; sie rüsteten und er
schienen vor Wil, um diesem Platze das Schicksal von Schwar
zenbach zu bereiten. Abt Wilhelm schlug den Sturm ab und
tötete den Gegnern viel Volk. Da erschien der Herzog Rudolf,
des Königs Sohn, selber vor Wil, zog das Volk des Grafen
Friedrich von Toggenburg, des Hartmann von Baldegg und
anderer Edlen an sich. Aber auch diesmal erlagen die Stür
menden der Tapferkeit des Abtes Wichelm; er trieb sie mit
blutigen Köpfen zurück, ließ jedoch dem Herzog melden, er
wünsche sich mit dem König auszusöhnen. Ein Waffenstill
stand wurde beschlossen und der Abt reiste an das Hoflager
des Königs. Damals hatten mehrere Grafen in Schwaben, an
deren Spitze Graf Eberhard von Württemberg stand, die Waf
fen gegen den König ergriffen, weil dieser die Güter, die
früher zum Herzogtum Schwaben gehört hatten, aber in der
kaiserlosen Zeit von den Landherren in Besitz genommen wa
ren, wieder zurück verlangte. Ulrich von Montfort-Bregenz
und Hugo von Montfort-Tettnang hielten ebenfalls zu den
schwäbischen Grafen, mußten sich aber unterwerfen. König
Rudolf befand sich gerade vor der Burg Herwartstein, in welche
sich Graf Ulrich von Helfenstein geworfen hatte, als Abt Wil-