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Kaiser, Geschichte Liechten
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Hauptfahne erbeuteten die Mailänder. Ihn hielt man für
tot, da inan seinen Fahnenträger und ihn selber im helden
mütigen Kampfe zu Boden stürzen sah. Schon legte seine
Gemahlin, als sie die Trauerkunde zu Pavia vernahm, Wit
wenkleider an; doch erschien er bald zur Freude der Seini-
gen wieder.
Nun dachte der Kaiser ernstlich an eine Aussöhnung mit
dem großen Papst Alexander III., welche auch zustande kam
(1177). Zu Venedig wurde das Friedensfest gefeiert und ein
Jubel ging durch die ganze Christenheit, daß die beiden Ober
häupter, das geistliche und weltliche einig geworden. Mit den
lombardischen Städten wurde ein Waffenstillstand auf sechs
Jahre geschloffen. Heinrich der Löwe, dessen Ausbleiben den
unglücklichen Ausgang des italienischen Krieges verursacht
hatte, wurde in die Acht erklärt, Baiern dem Pfalzgrafen
Otto von Wittelsbach, Sachsen dem Herzog Bernhard von An
halt verliehen; nur seine Stammlande Braunschweig und Lüne««,
bürg behielt Heinrich.
Zwischen Ulrich von Tarasp und seinem Neffen Gebhard
brach eine heftige Fehde aus, in die auch Bischof Egino ver
wickelt ward. Gebhard war nämlich erbittert, daß sein Oheim
die edeln Dienstmannen mit allen ihren Gütern und der Hälfte
der Burg Tarasp dem Hochstist Chur, die gemeinen Dienst
mannen mit ihrem Gut dem Kloster Marienberg, und ihm
selber nur den vierten Teil der Güter vermacht hatte; wie
nicht minder, daß derselbe die Schirmvogtei über Marienberg
dem Egino von Mätsch, seinem Blutsverwandten, übertragen
hatte, mit welcher ansehnliche Güter verbunden waren. Gebhard
nahm die Hälfte der Burg Tarasp, welche dem Hochstift Chur
gehörte, mit Gewalt, tötete die Burghüter des Bischofs. Auf
solche Kunde boten Bischof Egino, Ulrich von Tarasp und der
Vogt von Mätsch ihre Dienstmannen auf, belagerten die Burg
Tarasp und zwangen die Besatzung zur Übergabe. Der Bischof
berief darauf den Gebhard nach Münster, wo er sich gewöhnlich
aushielt, um alle Anstände friedlich auszugleichen. Da über
ließ Gebhard auf den Fall, daß er ohne Leibeserben mit Tod
abginge, auch seinen Anteil an der Burg Tarasp und an allem
Gut ob Pontalt der Kirche zu Chur, empfing aber indeß das
Ganze als ein Lehen des Hochstifts zurück. Ulrich von Tarasp
und der Vogt von Mätsch söhnten sich ebenfalls mit Gebhard
aus. Bald erhob sich ein neuer Streit in jener Gegend, dies
mal zwischen dem Abt von Marienberg und dem Kloster Mün