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söhnte er sich vor allem mit den Welfen aus, gab Heinrich dem
Löwen Baiern und entschädigte Heinrich von Oesterreich da
durch, daß er dieses Land zu einem Herzogtum mit großen
Vorrechten erhob. Hierauf zog er mit zahlreichem Heere zum
zweitenmale über die Alpen, um das ungehorsame Mailand
zu strafen. Er belagerte die Stadt und trieb sie so sehr in die
Enge, daß sie sich ergeben mußte. Zur Strafe für die Verletzung
der kaiserlichen Majestät mußten die Edlen der Stadt barfuß,
mit bloßen Schwertern, die übrigen Bürger mit Stricken um
den Hals vor dem König erscheinen. Nun erst erhielten sie
Verzeihung. Durch Rechtsgelehrte und Abgeordnete der Städte
ließ der Kaiser die kaiserlichen Rechte untersuchen und machte
dieselbe aufs neue bekannt. Vermöge dieser Rechte kam ihm
die Ernennung der Konsuln, d. h. der Häupter der Stadt zu.
Als Friedrich von seinen Rechten Gebrauch machen wollte,
waren es die Mailänder, die sich auf das hartnäckigste wider
setzten. Da sprach der Kaiser die Acht über die Stadt und
schwur, die Krone nicht eher aufs Haupt zu setzen, bis Mai
land unterworfen wäre. Ein mehrjähriger, mit großer Erbitte
rung und Grausamkeit geführter Krieg folgte, an dem auch
die rätischen Vasallen teilnahmen. Die Stadt, welche auf das
Engste eingeschlossen war, mußte sich auf Gnade und Ungnade
ergeben (1162). Da erschienen im kaiserlichen Lager zuerst die
Edeln von Mailand, dann das Volk in 100 Rotten geteilt,
Stricke um den Hals, Asche auf dem Haupte, das Kreuz in
der Hand. Der Kaiser schenkte allen das Leben. Ueber das
Los, 'welche die Stadt treffen sollte, entschied die Reichsver
sammlung zu Pavia also: „Mailand soll wüst und leer sein;
die Einwohner verlassen die Stadt und siedeln sich in zerstreu
ten Flecken an." Da wurden die Mauern gebrochen und die
Stadt dem Erdboden gleichgemacht.
3. Bischof Egino von Ehrenfels. Friedrich I. Fortsetzung.
Was der hl. Adalgott Gutes gewirkt hatte, sollte bald
arg verdorben werden. Sein Nachfolger war Egino von Ehren-
fels, der aber erst sieben Jahre nachher die bischöfliche Weihe
erhielt. Seine Wahl fiel in die Zeit, da Kaiser Friedrich mit
dem Oberhaupte der Kirche in heftigstem Kampfe lag, da der
Hvhenstaufer seine Macht auch über die Kirche ausdehnen
wollte, während der Papst die Freiheit der Kirche verfocht.