GEWERBE
BEAT MARXER
Zwischen der Industrie und der Landwirtschaft Liegt, beiden
grenznah, funktionell mit ihnen verbunden und teilweise in sie
übergehend, ein breites Wirtschaftsfeld, das wir mit dem Begriff
«Gewerbe» umschreiben, wobei wir für hier das Bank- und Ver-
sicherungsgewerbe und ebenso die Energiewirtschaft von unserer
Betrachtung ausnehmen. Auch dem liechtensteinischen Gewerbe
ist, wie in den meisten Ländern, die Hauptaufgabe gestellt, im
Binnenmarkt zu wirken und der inländischen Verbrauchswirt-
schaft im weiten Sinne zu dienen.
Liechtenstein ist ein altes Verkehrsland, das schon im späten
Altertum und im Mittelalter aus seiner Lage an einer bedeutenden
Nord-Süd-Achse eine wenn auch bescheidene Bedeutung erlangte.
Trotzdem brauchte es lange Jahrzehnte, um dem Gewerbe aus
eigener Kraft stärkere Impulse zuzuführen, und erst der Zollan-
schluss an die Schweiz und die mit ihm parallel gehende zuneh-
mende Industrialisierung des Landes brachten in den letzten 20
Jahren jenen Aufschwung, der zu dem heutigen beachtlichen Stand
der gewerblichen Wirtschaft führte.
Wenn wir versuchen, den verschiedenartigen Berufsgruppen
des Gewerbes gewisse und bestimmte Gemeinsamkeiten zuzu-
ordnen, fallen uns besonders drei Gegebenheiten auf:
— das liechtensteinische Gewerbe dient grösstenteils dem Inland-
markt;
— das Gewerbe besteht aus 1300 Klein- und Mittelbetrieben, wo-
von eigentliche Kapitalgesellschaften bzw. Familienaktiengesell-
schaften rd. 400 sind, und es beschäftigt insgesamt annähernd
4000 Arbeitnehmer; dies sind rund 1!/s aller Arbeitnehmer
im Fürstentum Liechtenstein;
das Gewerbe ist anpassungsfähig, beweglich und mit nun ein-
mal überall etwa vorhandenen Ausnahmen sehr leistungsfähig.
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