Volltext: Briefmarkenskandal im Fürstentum Liechtenstein

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ben während des Druckes, sowie 
bei Wiederaufnahme des Druckes 
nach einer Unterbrechung desselben 
notwendig sei) immer wieder neu 
gemischt werden müsse. 
Herr von Baldaß fährt dann 
fort, „daß von den Probeabzügen 
einzelne in den Handel kamen und 
so das Gerücht von der Eristenz 
von Varietäten hervorriefen, ist 
sehr bedauerlich und kann nur auf 
Entwendung einzelner, übrigens 
ganz weniger Bogen zurückzufüh 
ren sein. Ich habe veranlagt, daß 
nunmehr alle diese Probeabzüge 
sofort vernichtet werden: die frü 
her erzeugten sind mit dem Druck- 
ausschuß in Verwahrung des Auf 
sichtsdienstes und beantrage ich 
ihre kommisswnelle Vernichtung." 
Der Obmann der Untersuchj- 
lungskommissron, dem diese Ange 
legenheit zur Ueberprüfung über 
sandt worden war. bemerkte hie 
zu: „Als Varietäten führt die 
Gesandtschaft einzig die erzeugten 
Marken auf gelbem Papier an, 
die sog. „Japaner und Chinesen", 
wie sie die Herren des Konsortiums 
nennen. Ob die Begründung we 
gen Mangel an weißem Papier 
zutrifft, oder ob doch zur Anfertig 
ung dieser „Chinesen" eine kleine» 
Absicht vorlag, vermag ich nicht 
recht zu beurteilen. Mit einem 
kleinen Mehrerlös mag die Ver- 
fchleißstelle schon gerechnet haben. 
Die Kommission wies bei der Be 
sprechung des llebernominales auf 
einen Brief des Herrn Flesch an 
Herrn Nigg hin, in welchem die 
Richtpreise bekanntgegeben wurden 
Und am Schluß der Vermerk steht, 
daß „China" im Handel noch nicht 
aufgenommen sei. Nach den Aus 
führungen des Herrn Prof. Kasi 
mir sollen hiemit die sog. „Chine 
sen" gemeint sein. Es ist sohin 
zugegeben, daß diese Varietät 
nicht mit den gleichen Markenwer- 
ten auf gewöhnlichem Papier ab 
gesetzt wird, sondern die Absicht 
besteht, sie besser zu verwerten. 
Die Marken sind auch nicht mit 
den gewöhnlichen vermengt, son 
dern in eigenen Umschlägen. 
Eine weitere Varietät, von der 
der Eesandtschaftsbericht nichts er 
wähnt, ist der Ueberdruck 2 Rap 
pen auf 10 Heller. 
Schließlich ist noch! darauf hin 
zuweisen, daß auch in der Zähnung 
der Marken keine Einheitlichkeit 
vorhanden ist, daß sodann einzelne 
Werte, z. B. die Einkronen-Marke 
in ganz verschiedenen Farben vor 
kommen und daß sogar geschnittene 
Franken-Marken im Handel auf 
tauchen. -Zur Illustration der Ren- 
täbilität des Handels mit Varietä 
ten mögen nachstehende Preise von 
einer Wiener Briefmarkenhandlung 
vom Juni 1921 dienen. 
Madonna, 3 Werte, geschnitten, 
Nominale Kronen 3.30, Preis Kr. 
250.— : 40 Heller, geschnitten. Kr. 
100.— ; 60 Heller, geschnitten. Kr. 
-125.— ; 80 Heller, geschnitten. Kr. 
150.— ; 10 Kronen, geschnitten. 
Kr. 300.— ; 1 Krone, gezähnt, 
blau statt lila. Kr. 200.— : 13 
Rappen, geschnitten (nicht gum 
miert), Kr. 50.—. 
Von fachmännischer Seite wer 
den die Referenten darauf aufmerk-, 
sam gemacht, daß es Marken gibt, 
die nicht perforiert und auch nicht 
gummiert sind. Dieselben haben 
also die Kontrolle beim Gum 
mieren und Perforieren nicht mit 
gemacht und es wird daher ver 
mutet, diese Marken könnten von
	        

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