Volltext: Briefmarkenskandal im Fürstentum Liechtenstein

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>Zu einer einwandfreien amt 
lichen Auflage braucht es keinen 
Jnkognitoauftrag. in dem es wört 
lich heitzt, die Marken sollen nicht 
als geschnittene in die Rechnung 
gestellt werden, sie sollen als ge 
wöhnliche Marken der Verschleiß- 
stelle übersandt werden. Es sollte 
also weder der Regierung noch der 
Gesandtschaft möglich gemacht wer 
den, aus der Rechnung Kenntnis 
über diese geschnittene Auflage zu 
erhalten, denn ein Fremder hat in 
die Rechnung über die Markenher 
stellung doch keine Einsicht. Diesen 
eigenmächtigen, einseitigen und an 
rüchigen Vorgang des Herrn Flesch 
bezeichnet die Kommission als fak 
tischen Vertragsbruch. 
Es muß festgestellt werden, daß 
die Gesandtschaft von dem früher 
vertretenen Standpunkte, daß das 
Vorkommen von geschnittenen 
Madonnamarken auf technisch^ 
Schwierigkeiten bei der Erzeugung 
infolge Versagens der Zähnungs 
maschine zurückzuführen sei, abgeht 
lund sich nun ebenfalls auf die 
gleiche Begründung wie Herr von 
Flesch beruft, nämlich, daß die 
Markenherstellung über Anregung 
des Herrn Flesch von der fürst 
lichen Gesandtschaft angeordnet 
wurde, um durch die Auflage einer 
geschnittenen Serie den Entwen- 
dern der vor der Perforierung ge 
stohlenen Marken den Handel 
tzu verderben. 
Und wenn Fühlung genommen 
worden und die Markenauflage 
pon der Gesandtschaft auch faftisch 
angeordnet worden wäre, hätte 
Herr Flesch nicht mehr zur In 
kognitobestellung greifen müssen, 
die die Sache so geheim wissen 
wollte. Dem Vorkommen einiger 
postalisch verwendeter geschnittener 
Madonnamarken messe, ich keine 
Bedeutung bei. Es ist nicht aus 
geschlossen, daß die angeführten, 
von Herrn Seefeldner vorgelegten 
Umschläge Eefalligkeitsentwertun- 
gen sind. Es wäre daher falsch, 
durch das Vorkommen einiger, 
wenn auch echt gelaufener Briefe 
mit geschnittenen Madonnamarken 
den offiziellen Charakter dieser 
Ausgabe hievon ableiten zu 
wollen." 
Verteidigung des Herrn von 
Flesch: 
' Flesch behauptet, daß in dem 
erwähnten Briefe von einer ge 
schnittenen Jubelmarke überhaupt 
mit keinem Worte die Rede gewe 
sen sei. Der Brief habe gelautet: 
„Selbstredend sollen die 200.000 
geschnittenen Sätze inkongnito her 
gestellt werden. Dieselben können 
wohl einfach als diverse Werte 
berechnet werden, sodaß aus der 
Rechnung nicht ersehen werden 
'werden kann, daß es sich Um ge 
schnittene Sätze gehandelt hat." 
„Der diesem Briefe zugrunde 
liegende Sachverhalt war wie 
folgt: Die geschnittenen Sätze (8 
Werte, 5 Heller bis 1 Krone), 
waren ausverkauft, die Verschleiß 
stelle aber wurde von der Händ- 
lerschast auch noch weiter um diese 
Sätze bestürmt. Selbstverständ 
licherweise veranlaßten wir daher 
die Herstellung von noch 200.000 
Satz und legten aus pflichtgemäßer 
Rücksicht auf die früheren Käufer 
und zwecks Vermeidung der Ent 
wertung dieses beliebten Satzes 
Wert darauf, daß über deren Her 
stellung nicht viel gesprochen wer 
de; ebenso selbstverständlich war 
hierüber mit Gesandtschaft und
	        

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