Volltext: Beiträge zur geschichtlichen Entwicklung der politischen Volksrechte, des Parlaments und der Gerichtsbarkeit in Liechtenstein

solange vertreten, als sich eine Partei als «Volkspartei» fühlen durfte. 
Dies war in etwa der Fall bis 1932. Jedenfalls waren die beiden Wahl- 
kreise Unterland und Oberland durch «ihre» Partei im Landtag ver- 
treten. 
1933 belebt sich durch den Eintritt des Liechtensteiner Heimatdienst 
in die Politik die politische Szenerie. Er versteht sich zwar nicht als 
Partei, doch steht er als politische Gruppe zwischen den beiden im 
Landtag vertretenen Parteien. Sie wird zum Hindernis des Proporzes, 
da sie sich mit der Oppositionspartei, der Volkspartei, in Opposition 
zur Bürgerpartei stellt und später mit der Volkspartei zusammen 
die Nationale Opposition bildet. Die Bürgerpartei, die im Liechten- 
steiner Heimatdienst eine Gefahr für den Staat erblickt, kann, will 
sie ihren Grundsätzen der Überparteilichkeit treu bleiben, eine solche 
politische Gruppe nicht als Partei legitimiert sehen, denn sie reprä- 
sentiert keineswegs das Volk, sondern ist und bleibt eine Splitter- 
gruppe, die das politische Leben «fanatisiert» (Pfarrer Anton From- 
melt). Der Liechtensteiner Heimatdienst ist politisch zu wenig ge- 
festigt. 
Ein tiefgreifender Einschnitt ins politische Geschehen erfolgt im Jahre 
1938.15 Der Proporz wird zur «staatsnotwendigen» Einrichtung. Der 
Schmied des Proporzes ist Regierungschef Dr. Josef Hoop. Der 
Proporz ist zum Regierungsinteresse geworden. Das bewog die Bür- 
gerpartei zum Einlenken. Pfarrer Anton Frommelt war in seiner Geg- 
nerschaft zum Proporz isoliert, obwohl er in den Reihen der Bürger- 
partei eine grosse Anhängerschaft besass. Die politische Notwendig- 
keit sprach für den Proporz. Die öffentliche Rede von Regierungs- 
chef Dr. Josef Hoop in der Volksversammlung in Eschen‘! trägt die 
Gründe für den Proporz vor. Sie stellt zugleich auch eine Rechtferti- 
gung seiner Regierungspolitik dar.!!? In dieser Rede kommen innen- 
und aussenpolitische Aspekte zum Tragen, die massgebend waren. So 
heisst es: «Während aussenpolitisch sich durch die Eingliederung Oster- 
reichs in das Deutsche Reich keine Änderungen der Verhältnisse ergab, 
ist sie innerpolitisch nicht ohne Folgen geblieben. Es gab eine Anzahl 
Leute, die glaubten, dass ein wenigstens wirtschaftlicher Anschluss 
15 Siehe dazu die Ausführungen 103ff. 
H6L. V. Nr. 143, 13. Dezember 1938: . N 
17 Die Rede wird hier auszugsweise wiedergegeben. Sie wurde öffentlich gehalten. 
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