umrahmend, sind schon ganz vom Stilempfinden der Renaissance
geformt. Die reine Figuralplastik indessen zehrt noch lange vom
gotischen Stilempfinden, bis Renaissance und Barock auch sie
ganz in Beschlag nahm.
Bei der Vorstellung spätgotischen Kunstschaffens dürfen die Er-
zeugnisse der Kunstschmiede nicht vergessen werden. Das Vor-
tragekreuz aus Schaan (1400) (Seite 80 und 81) fällt durch seine
eigen willige und reiche Ikonographie auf; es erhielt im Vortrage-
kreuz von Schellenberg stilistisch einen Nachkommen. — Die
Kirche von Vaduz hat ein Vortragekreuz südlicher Provenienz.
— Die Pfarrkirche von Schaan besaß ehedem eine Turmmon-
stranz (1450); Balzers eine aus dem Jahre 1500. In der Vaduzer
Pfarrkirche ist ein Kelch aus der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts mit dem Wappen Ulrichs von Brandis (+ 1486) und des-
sen Frau Praxedis von Helfenstein im liturgischen Dienst. —
Ein geschichtliches Zeugnis eigener Art stellt die bei den Grabun-
gen im Jahre 1960 auf Neu-Schellenberg gefundene Münze des
Churer Bischofs Ortlieb von Brandis zu Vaduz (x1458—1491)
(Seite 77) dar. Der springende Steinbock mit schwarzen Hörnern
und wuchtigen Hufen wirkt außerordentlich dekorativ. In einem
Vergleich mit dem prähistorischen Hirsch von Gutenberg (Seite
45) wird man inne, wie Formgut über Jahrhunderte hinweg in
leicht veränderter Art wieder zum Austrag kommt,
Erneuter Herrschaflswechsel
Der Übergang von der Spätgotik zur Renaissance und zum Früh-
barock fiel in Liechtenstein mit einem Herrschaftswechsel zu-
sammen: mit der Übergabe der Grafschaft Vaduz und der Herr-
schaft Schellenberg an die Grafen von Sulz (1507—1613). „Der
leest fryher von Brandis“ starb am 18. November 1507. Der
Totenschild auf dem Schloß Vaduz künder heute noch vom
Aussterben des Freiherrengeschlechtes. Die Sulzer Grafen setzten
dann die Österreich freundliche Politik der Brandiser fort und
bekämpften hart die jenseits des Rheins aufkommende religiösen
Neuerungen.
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