Volltext: Zur heutigen Lage des liechtensteinischen Parlaments

führen aber auch die Nachteile bipolarer Systeme vor Augen (vgl. vorn S. 124—134). Die Bewegung liegt häufig mehr im Schein als im Sein. Im Wettkampfklima werden, wie noch dargetan wird, unter den liechtensteinischen Bedingungen eher Kontrollmechanismen ausgeschaltet und die Entfaltung und Kreativität unabhängiger und freier Kräfte zurückgedrängt oder gleichgerichtet. Insbesondere im Zusammenhang mit den liechtensteinspezifischen Elementen (enge Verflochtenheit der Gesellschaft, Parteigebundenheit der Presse etc.) folgt aus dem verschärften parteipolitischen Wettbewerb zumindest eine ebenso starke Verarmung wie eine Bereicherung der Politik. b) Zentralisierende, machtvereinigende Tendenzen Wie vorn aufgezeigt (S. 124f.), trägt das bipolare System 
zentra­ lisierende, dual-machtvereinigende und in Anbetracht der Knapp­ heit der Führungskräfte auch 
oligarchische Züge. «Das bipolare Modell verlangt nach einigermassen zentralisierten Parteien.»265 Es stärkt das Gewicht derer, die den Parteiapparat beherrschen. Es ten­ diert zur Ausrichtung der politischen Kräfte auf dieselben beiden Pole. Wirksame Gegengewichte müssten, auch innerhalb der Parteien, zu einem anderen Modell, zur multipolaren Konkordanz führen. Die verschiedenen Richtungen werden nach Möglichkeit auf Linie bzw. auf die eine der zwei antagonistischen Linien gebracht. Das Verhältniswahlsystem, nach welchem die Mandatare als Be­ standteil politischer Gruppen gewählt werden, fördert diese Entwick­ lung.290 Und da die Gemeinderäte ebenfalls nach demselben Modus bestellt werden und gegenwärtig in allen Gemeinden ausschliesslich die beiden Landesparteien bestehen, wird die einheitlich ausgerichtete Tendenz verstärkt.297 danzdemokratie als Ausweg?, in: Schweizer Monatshefte, Jg. 55, 1975/76, 12ff. Alfred Meier/Alois Riklin (Überlegungen zur Innovationsfähigkeit des schwei­ zerischen Systems, in: ZSR, NF 93 I, 507ff.) schlagen als mittlere Variation zwischen Konkordanzdemokratie und bipolarer Konkurrenzdemokratie das Modell einer Koalitionsdemokratie mit mindestens zwei Koalitionspartnern und einer ziemlich starken Opposition vor; hiezu auch Markus Bucheli, Die direkte Demokratie im Rahmen eines Konkordanz» oder Koalitionssystems, St. Galler Studien zur Politikwissenschaft, Bd. 5, Bern 1979. Zu bipolarem Modell nach Germann, vgl. Anm. 255. so# Germann, Politische Innovation, 198. 29# Leibholz, Strukturwandel, llOf. 807 Ein gewisses Gegengewicht bildet die Institution der Gemeindevorsteher, die von den Stimmberechtigten nach dem Majorzverfahren berufen, aber bei der 154
	        

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