Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

DER MÜNZSCHATZFUND VOM «SCHELLENBERGER WALD» VERGRABEN NACH 1460 / DANIEL SCHMUTZ Der Schellenberger Fund ist nicht nur für das Al- penrheintal, sondern darüber hinaus ein wichtiges Zeugnis für das spätmittelalterliche Währungsge- flecht aus einer lokalen Unterwährung und einer aus überregional zirkulierenden Münzen bestehen- den Oberwährung.123 Dies lässt sich im Vergleich mit dem sehr ähnlich zusammengesetzten Fund von Osterfingen (Kt. Schaffhausen) aufzeigen. Die- ser um 1435/1440 vergrabene Fund enthielt 1 056 Münzen, zum grössten Teil einseitige Prägungen aus der Deutschschweiz und Süddeutschland, da- neben Goldgulden, Mailänder, Prager und Metzer Groschen, Schweizer Plapparte und Tiroler Kreu- zer. Die beiden Schatzfunde sind sich in ihrer Zu- sammensetzung verblüffend ähnlich (Tab. 7). Ge- meinsam ist ihnen der kleine Anteil an Goldmün- zen. Das Verhältnis der Mailänder Prägungen zu den Prager Groschen ist in beiden Funden unge- fähr drei zu eins, auch die Schweizer Plapparte machen etwa den gleichen Anteil unter den grösse- ren Silbermünzen aus. Deutlich höher ist im Oster- finger Fund der Anteil der Metzer Groschen, was mit dem weiter westlich gelegenen Fundort erklärt werden kann. Die viel grössere Anzahl der Kreuzer im Schellenberger Fund ist auf den späteren Ver- Osterfingen Schellenberg (um 1435/40) (kurz nach 1460) Goldgulden 2 
1 Mailänder Münzen 54 199 Prager Groschen 18 
72 Schweizer Plapparte 10 31 Metzer Groschen 9 
4 Süddeutsche Schillinge 0 
28 Kreuzer 4 104 Kleinmünzen 946 
160 andere 13 
12 Total 1056 
611 Tab. 7: Vergleich der Funde von Osterfingen und Schellenberg 
grabungszeitpunkt zurückzuführen. Der grösste Unterschied zwischen den beiden Funden ist bei den Pfennigen festzustellen. In Osterfingen domi- nieren die einheimischen deutschschweizerischen 113) Einzelfund: Vaduz, Wildschloss/Schalun, Archäologische Untersuchung 1982 bis 1985: Prager Groschen mit Gegenstempel von Augsburg, Staubing und einer unbekannten Stadt. Zäch, Alpen- rheintal, S. 236, Nr. 27. Die Erwähnungen von Prager Groschen in schriftlichen Quellen sind nicht aufgearbeitet und können daher für diese Fragestellung nicht berücksichtigt werden. 114) Schüttenhelm, S. 393-394. 115) Für die Schweiz: Zäch, Fremde Münzen, S. 421, für Südwest- deutschland: Klein, S. 292. 116) In die Westschweiz scheinen die Mailänder Münzen mit einiger zeitlicher Verzögerung gelangt zu sein. Zäch, Fremde Münzen, S. 421. 117) Klein, S. 294. 118) Angedeutet bei Zäch, Vaduz, S. 19. 119) Alram u. a., S. 129. 120) Funde mit Sigismundskreuzern um 1460/70: Baden-Baden, Stkr. Baden-Baden, 1887 (um 1470): 22 Sigismunds- kreuzer (Joseph (wie Anm. 107); Schüttenhelm, S. 281, Nau, Münz- umlauf, S. 153, Nr. 112); Kadelburg, Lkr. Waldshut, 1921 (nach 1472): Tiroler Kreuzer: unklar ob von Sigismund (Nau, Münzumlauf, S. 152, Nr. 101); Kandern, Lkr. Müllheim, 1903 (nach 1472): 1 Sigismundskreuzer (Fundakten BLM; Nau, Münzumlauf, S. 152, Nr. 104); Langenau, Stkr. Ulm, 1945 (nach 1460): 10 Sigismundskreuzer (Fundakten WLM, Nau, Münzumlauf, S. 149. Nr. 63); Sontheim, Lkr. Münsingen, 1877 (nach 1472): Sigismundskreuzer, Anzahl unbekannt (Fundakten WLM; Nau, Münzumlauf, S. 149, Nr. 67); 121) Schüttenhelm, S. 281-282. Schatzfunde mit hohem Anteil an Sigismundskreuzern: Neuburg an der Kammel, Lkr. Krumbach, 1909 (um 1490): 254 Sigismundskreuzer von insgesamt zirka 300 Münzen (Buchenau, Neuburg (wie Anm. 107); Nau, Münzumlauf, S. 145, Nr. 24); Vogelbach, Lkr. Müllheim, 1922 (um 1500): zirka 300 Kreuzer: wahrscheinlich von Sigismund? (Badische Heimat 1949, S. 52; Schüttenhelm, S. 282; Nau, Münzumlauf, S. 152, Nr. 105). 122) Etwa zeitgleich ist der Fund von Langenau anzusetzen, der eine ähnliche Zusammensetzung wie der Schellenberger Fund aufweist (Prager Groschen, Mailänder Münzen, Pfennige aus Mainz und Pfalz). Die Schlussmünzen bilden fünf Exemplare der Sigismunds- kreuzer der Variante lc des vorliegenden Katalogs, welche auch in Schellenberg die jüngsten Münzen des Fundes bilden. Die Datierung bei Nau, Münzumlauf, S. 149, Nr. 63 (nach 1439), ist dagegen zu früh angesetzt. 123) Geiger, Hans-Ulrich: Quervergleiche. Zur Typologie spätmittelal- terlicher Pfennige. In: ZAK 48, 1991, S. 108-123, hier S. 108. 67
	        

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