Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

1799 - FRANZOSENZEIT - SCHRECKENSZEIT ARTHUR BRUNHART wurde zum Kampfobjekt und zum Auslöser des Krieges um die Schweiz zwischen Österreich und Frankreich - eines der Opfer zwischen den Fronten wurde das Fürstentum Liechtenstein. 
militärischen Rüstungen beteiligen, Mannschaft und eine Landmiliz stellen.25 Alle waffentüchtigen Männer zwischen 18 und 50 Jahren waren aufzu- DAS FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN VOR 1799 Bis dahin war es im Land vergleichsweise ruhig ge- blieben. Aber was war nicht alles geschehen! Die Neunzigerjahre waren drückend gewesen. Nach ei- nem unbeständigen Jahr 1792 mit rauhem und nasskaltem Wetter wurden die Feldfrüchte nicht reif, was sich auch 1793 nicht besserte - die Man- gelsituation verschlimmerte sich. Im Leben der Leute folgte «ein Unglück dem andern, so dass schliesslich der arme Landmann ganz unterliegen» musste.,s Das Jahr 1796 brachte «unerträgliche» Kriegsrüstungen, eine Engerlingsplage, der mehr als die Hälfte des Türken und des Heus zum Opfer fiel, eine Maul- und Klauenseuche, eine Pockenepi- demie, einen zu warmen Winter, einen rauh-kalten Frühling, einen dürren Sommer mit viel Ungeziefer sowie einen von Hagelwettern und Sturmwinden begleiteten nassen Herbst.19 Die Kindersterblich- keit stieg, 237 Geburten standen 429 Todesfällen gegenüber.20 In Schaan starben 109 Personen, da- von 86 Kinder.21 Gegen die Epidemien halfen we- der das Aufstellen von Sperren und Wachen noch die Wallfahrten nach Eschen, Appenzell und Nen- deln.22 Die epidemischen Krankheiten stiessen vie- le der überlebenden Personen, insbesondere auch Kinder, in Siechtum und dauernde körperliche oder geistige Versehrtheit.23 ERSTE KRIEGSEINWIRKUNGEN IN DEN JAHREN 1796 BIS 1798 Der Einfluss der Kriegswirren in Europa seit 1792 hatte sich für das Fürstentum Liechtenstein zuneh- mend negativ bemerkbar gemacht.24 Das Land gehörte zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und zum schwäbischen Reichskreis, es musste sich deshalb an den verhassten und teuren 
10) Dazu siehe auch Peter von Matt: Die Wahrheit und die Bajonette. Zum 9. September 1798. In: Neue Zürcher Zeitung vom 10. Septem- ber 1998. Peter von Matt: «Wir wollen nicht von Helden roden». Gedenktag zum «Franzosenüberfall» von 1798. In: Neue Zürcher Zeitung, 10. September 1998. 11) Dazu die Arbeiten Zeller. Hochuli, Meinherz, Bugg und Pfiffher in Terra plana 1998, Hefte 1-4. und im Werdenbcrger Jahrbuch 1998. Vgl. Dierauer, Johannes: Die Befreiung des Rheintals 1798. Berneck, 1898. Neu hrsg. von Werner Vogler. Berneck, 1998. Zahlreiche Quellenauszügo und Berichte über die Ereignisse in: Senn, Nikolaus: Werdenberger Chronik. Band 2: Schlussheft. Chur, 1862. Neudruck: Buchs, 1983, S. 305. 12) Landolt: Motze. S. 35 f. 13) Zur strategischen Lage der Region vgl. Hillbrand: Feldkirch 1799, S. 5 f. 14) Dazu und zum Folgenden vgl. die verschiedenen Arbeiten in den Ausgaben der Terra plana 1998. Hefte 1-4, und im Werdenberger Jahrbuch 1998. 15) Thürer. Georg: St. Galler Geschichte. Band 2. St. Gallen. 1972. S. 87-149. 16) Vgl. Rufer, Alfred: Das Ende des Freistaats der Drei Bünde. Erzählt in Aufsätzen über den Zeitraum 1763-1803. Chur. 1965. 17) Landolt: Holze, S. 36 ff.: Pieth, Friedrich: Bündner Geschichte. Chur. 1982, S. 303-334; Metz. Peter: Geschichte des Kantons Graubünden. Band I: 1798-1848. Chur. 1989. S. 1-108. 18) Büchel: Heibert, S. 99. 19) Wanner: Wirtschafts- und Sozialgeschichte, S. 465. gestützt auf Heibert. 20) Insgesamt verzeichnete das Land von 1789 (4 228 Einwohner) bis 1815 (6117 Einwohner) ein rasantes Bevölkerungswachstum. Vgl. dazu Wanner: Wirtschafts- und Sozialgeschichte. S. 468 ff.: zur Bevölkerungsentwicklung Liechtensteins siehe Ospelt: Wirtschaftsge- schichte. S. 45-68. 21) Büchel: Schaan, S. 76. 22) Büchel: Heibert. S. 100. 23) Wanner: Wirtschafts- und Sozialgeschichte, S. 469. 24) Ebenda, S. 463 ff. 25) Vgl. Kaiser/Brunhart: Geschichte Liechtensteins, Band 1. S. 520: Liechtenstein stellte dem Schwäbischen Kreis «15 Mann zu Fuss und zwei zu Pferd; sie kosteten mit Armirung und Montur 2 250 (1. Man hatte Mühe, die Gewehre für das Kontingent aufzutreiben. Im Juli marschirten sie nach Meersburg ab. Der eine von den Reitern hatte ein zu kleines Pferd, und der Korporal von der Mannschaft zu Fuss wurde als zu alt zurückgeschickt und ein besserer Ersatzmann verlangt. Im November wurden sie nach Rastatt instradirt». 185
	        

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