Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

DER «SCHWEIZER-» ODER «SCHWABENKRIEG» VON 1499 ALOIS NIEDERSTÄTTER Dank grosser numerischer Überlegenheit wurde Ermatingen genommen, die überlebenden Eidge- nossen zogen sich zu ihrer Hauptmacht, die in und um Schwaderloh lagerte, zurück. Der Feldzug des Bundesheeres endete bereits mit dem bei Ermatin- gen errungenen Sieg, die Landsknechte begannen, Beute zu machen. Daraus war ersichtlich, dass die Königlichen nicht weiter in den Thurgau vorstos- sen, sondern danach trachten würden, die Beute nach Konstanz in Sicherheit zu bringen. Die Eidge- nossen sammelten sich und attackierten gemein- sam mit dem Thurgauer Landsturm26 den abzie- henden Feind aus überhöhter Stellung in der Flan- ke. Obwohl dieser überrascht und mit Beute bela- den war, konnte der Sieg nicht so leicht errungen werden wie in den vorangegangenen Gefechten. Es gelang den Königlichen, sich zu formieren und dem eidgenössischen Fussvolk längere Zeit standzuhal- ten. Selbst als die Landsknechte allmählich zu wei- chen begannen, war die Schlacht noch nicht end- gültig entschieden. Würden die Eidgenossen näm- lich ihre Schlachtordnung öffnen, um dem fliehen- den Gegner nachzusetzen, hätte dessen Reiterei, befehligt vom Grafen von Fürstenberg, gute Chan- cen gehabt, das Blatt noch einmal zu wenden. Die eidgenössischen Kommandanten erkannten diese Gefahr und teilten ihre Truppen. Während die Langspiesse gegen die Reiterei kämpften, übernah- men die Hellebardenträger die Verfolgung der Flie- henden. Dank dieser taktisch verhältnismässig an- spruchsvollen, auch für ein eidgenössisches Heer keineswegs selbstverständlichen Leistung wurde aus der Niederlage von Ermatingen der Sieg beim Schwaderloh. Wenn sich auch die Verluste der Bundestruppen einigermassen in Grenzen hielten, war ihre Moral dennoch schwer angeschlagen. Dem Mitte April begonnenen zweiten Hegauzug der Eidgenossen setzten die Königlichen nichts ent- gegen, obwohl sich auch diese mit erheblichen Pro- blemen konfrontiert sahen. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Hauptleuten. Die Berner und Solothurner befürchteten einen Einfall in ihr Gebiet von Basel aus und wollten nach Hause, zahlreiche Kriegsknechte verliessen auf ei- gene Faust die Truppe, zogen auf selbständige 
Plünderungszüge oder einfach heimwärts. Von den Bernern seien in kurzer Zeit 500 Mann, von den Luzernern 400 davongelaufen, meldeten die em- pörten Hauptleute. Diese Schwierigkeiten hinder- ten freilich die Verbliebenen nicht daran, wieder- um zahlreiche Städte und Dörfer auszurauben und niederzubrennen und allerlei Exzesse zu treiben: In Tiengen etwa wurden die Juden zwangsgetauft, vielerorts wurde geschändet und gemordet. Nachdem der von Konstanz aus operierende Verband des Schwäbischen Bundes durch die Nie- derlage bei Schwaderloh weitgehend paralysiert war, entschlossen sich die Eidgenossen, gegen die im nachmaligen Vorarlberg zusammengezogenen Verbände vorzugehen, die ihrerseits mehrmals zu begrenzten Aktionen über den Rhein vorgestossen waren. Ein starkes eidgenössisches Heer, verstärkt mit Bündner Kontingenten, es dürfte etwa 9 000 Mann umfasst haben, sammelte sich bei Wartau im Rheintal und zog dann ins heutige Liechtenstein. Dort wurde - wohl mehr als Ablenkungsmanöver - die Festung Gutenberg belagert. Die österreichisch- schwäbischen Truppen, die gegenüber den Eidge- nossen in der Minderzahl waren, lagen bei Fras- tanz im Vorarlberger Walgau. Sie setzten sich aus schwäbischen Kriegsknechten, Tiroler Aufgeboten und dem regionalen Landsturm zusammen. Das habsburgische Heer hatte den Sammelplatz gut ge- wählt. Der Zugang in den Walgau war im Prinzip nur über die stark befestigte Letze südlich von Feld- kirch möglich, starke Vorposten sollten ein Um- gehen am Berghang verhindern.27 25) Zum Kriegsvorlauf aus österreichischer Sicht künftig Niederstät- ter. Alois: Beiträge zur Geschichte des Schweizerkriegs von 1499. In: Montfort 51 (1999), S. 237-258. 26) Zu den thurgauischen Kriegsereignissen Meyer. Bruno: Der Thurgau im Schwabenkrieg von 1499. In: Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte 116/117 (1979/80). S. 5-218. 27) Vgl. neuerdings Burmeister. Karl Heinz: Die Schlacht bei Fras- tanz am 20. April 1499. In: Vierteljahresschrift der Rheticus-Gesell- schaft 21 (1999). H. 2, S. 113-125. Aus der älteren Literatur sei hingewiesen auf Meyer, Wilhelm, Die Schlacht bei Frastenz [sie!] im Jahr 1499. In: Archiv für Schweizerische Geschichte 14 (1864), S. 24-1 18. 149
	        

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