Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2000) (99)

schichte des Fürstentums Liechtenstein das falsche Datum für den Kauf angegeben hat.8 Der offizielle Festakt wurde - in der Hoffnung auf besseres Wetter - auf den 22. Mai 1899 in Eschen festgesetzt. Zumindest während des ersten Teils der Feier regnete es aber in Strömen. Festredner war Domsextar Dr. Franz Joseph Kind, der die missli- chen Zustände der Landschaft unter den letzten Grafen von Hohenems darlegte, dann die mannhaf- te Art rühmte, «wie das finanziell ganz herabge- kommene Volk, ohne den Boden strenger Gesetz- lichkeit je zu verlassen, auf seinen alten verbrieften Rechten und Gewohnheiten beharrte» und schliess- lich betonte, welches «günstige Los der Landschaft durch die Angliederung an das hoch berühmte und erlauchte Fürstenhaus Liechtenstein zugefallen war.»9 Das Vorarlberger Volksblatt schrieb: «Mit grossem Geschicke folgerte der hochw. Festprediger die nothwendigen Bürgertugenden der Treue und Liebe und des Gehorsams aus dem Beispiel der Ahnen.»10 Nach der Festrede in der Eschner Pfarrkirche fand eine Segensandacht statt, und anschliessend begab man sich in eine eigens zu diesem Zweck er- baute Festhütte. Dort wurde der Festakt durch die Vaduzer Harmoniemusik eröffnet, die den Fürst-Ju- biläums-Marsch von Sobotka vortrug. Anschlies- send brachte eine lange Reihe von Rednern ihre Glückwünsche zum Ausdruck. Daraus einige Stim- men: Landesverweser In der Maur zitierte das Schil- lerwort «Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr.» Landtags- präsident Albert Schädler widmete den Unterlän- dern eine Blume, und die heisse «Einigkeit». Lan- desvikar Johann Baptist Büchel zog in humoristi- scher Weise einen Vergleich zwischen der guten al- ten Zeit und der neuen Zeit, «wobei die gute alte Zeit aber mit Recht den kürzeren zog». An den Landes- fürsten wurde ein Glückwunschtelegramm ge- schickt, in dem die Versammlung das Versprechen «der unverbrüchlichen Treue und Ergebenheit» ge- genüber dem Fürstenhaus erneuerte.11 
DIE 200-JAHRFEIER VON 1912 Der Anstoss für die 200-Jahrfeier im Jahre 1912 ging vom Landtag aus, der am 12. Dezember 1911 beschloss, «die nächstes Jahr stattfindende Ge- denkfeier des Anschlusses der Grafschaft Vaduz an das Fürstenhaus Liechtenstein und der Wiederver- einigung derselben mit Schellenberg zu einem wür- digen patriotischen Feste zu gestalten.» Der Lan- desausschuss bewilligte immerhin einen Kredit von 3 000 - Kronen.12 Die Feier war als Feier des gan- zen Landes konzipiert und wurde von einem Fest- ausschuss13 vorbereitet. Das Fest war auf Sonntag, den 30. Juni ange- setzt, doch konnte an diesem Tag nur eine Haupt- probe stattfinden, bei der alle Schulkinder des Lan- des anwesend waren.14 Zum geplanten Festakt am 7. Juli reisten eigens eine grössere Delegation aus Wien (u. a. die Prinzen Eduard und Alfred von Liechtenstein) sowie Bischof Georgius Schmid von Grüneck mit mehreren vornehmen Geistlichen aus Chur an. Während des Pontifikalamts hielt der Va- duzer Pfarrer Deflorin eine Predigt, in der er «die Vorsehung Gottes pries, durch welche die früher in armseligsten Verhältnissen darbenden Herrschaf- ten Schellenberg und Vaduz an das ruhmreiche Ge- schlecht der Fürsten von Liechtenstein kamen.»15 Das Volksfest musste jedoch auf den kommen- den Sonntag verschoben werden, da es am 7. Juli den ganzen Tag heftig regnete. Der Festakt wurde eingeleitet durch einen Festzug, an dem sämtliche Gesang- und Musikvereine sowie der Veteranen- verein teilnahmen. Vom Regierungsgebäude ging es hinauf zur Quadretscha, zur Wiese nördlich des Schlosses, wo sich zirka 6 000 bis 7 000 Menschen einfanden. Im Zentrum der Darbietungen stand ein historisches Festspiel von Kanonikus Johann Bap- tist Büchel, der es sich zum Ziel gemacht hatte, «mit möglichster Treue die historischen Ereignisse vorzuführen, welche zur Gründung des Fürsten- tums Liechtenstein führten.»16 Danach hielt Land- tagspräsident Albert Schädler eine Festansprache: «Die Schulden der Hohenemser wurden für uns durch die Fügung der Vorsehung eine glückliche Schuld, eine felix culpa.»17 Auch bei Schädler fand 8
	        

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