Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

sen und dann kriechen kommen ...».“** Anders 
sehe es mit Liechtenstein aus; in einer kürzlichen 
Konferenz habe man beschlossen, Liechtenstein 
«als deutsches Land zu behandeln und die liech- 
tensteinische Frage zu forcieren». Dies bedeutete 
damals, so Vogt, den Anschluss herbeizuführen. 
Alois Vogt teilte diese Eröffnungen umgehend Erd- 
mannsdorff und Strak in der politischen Abteilung 
mit, damit diese bei der Reichsregierung inter 
venierten. Erdmannsdorff habe ihn beruhigt und 
eine Verständigung Ribbentrops zugesichert.“* 
Möglicherweise, diese Deutung würde durch Vogts 
Erinnerung nahegelegt, stand die September- 
Besprechung im Auswärtigen Amt bereits unter 
dem Eindruck einer von der Ministeriumsspitze 
1942 erneuerten Zurückhaltung in der Liechten- 
stein-Frage. 
Im November 1942 traf Vogt in Liechtenstein 
3ine über die Besprechungsergebnisse vom 8. Sep- 
tember hinausgehende Abmachung mit einem 
RSHA-Vertreter. 1946 gab Vogt an, dass seitens ei- 
niger SS-Stellen die Idee einer Fusion der VDBL 
und der VU seit Herbst 1942 verfolgt wurde; der 
SD-Mann Klaus Huegel habe ihm dies mitgeteilt. 
Huegel meinte, dass die SS - welcher er ja selber 
angehörte - ein Interesse daran habe, das Rand- 
problem VDBL «ohne Prestigeverlust» loszuwer- 
den.?9 Vogt vermutete, dass seine Vorsprachen im 
Auswärtigen Amt den Fusionsplan mitbewirkten, 
dass er selber mit einem RSHA-Vertreter Abspra- 
chen traf, erwähnte er 1946 nicht. Allerdings hatte 
auch die Deutschlandabteilung im Auswärtigen 
Amt eine abschliessende Regelung der Volkstums- 
politik offen gelassen, eine weitere Besprechung im 
Reich zu einem anlassfalls abgestimmten Vorgehen 
von VU und VDBL wurde «ins Auge gefasst».%" 
Kine interne Folge von Vogts «Verstoss» war, dass 
nun die Deutschlandabteilung ihrerseits alarmiert 
wurde und über mehrere Monate im RSHA Nach- 
fragen zu Gegenstand und Beteiligten jener Abma- 
chung unternahm.“>% 
DISPOSITION, VERLAUF UND FOLGEN 
DER FRIEDRICHSHAFNER BESPRECHUNG 
VOM 13. UND 14. MÄRZ 1943 
Ein Treffen zwischen den politischen Führern der 
VU und der VDBL wurde bereits im September 
1942 im Aussenministerium in Aussicht genom- 
men. Am Abend des 13. März 1943 und am da- 
crauffolgenden Tag fand es schliesslich im Kurgar 
tenhotel in Friedrichshafen statt, von SS-Stellen 
arwünscht,“* unter den Auspizien des Auswärtigen 
Amtes und unter Beteiligung eines Mitarbeiters des 
3SHA. Seitens der VU nahmen Parteiführer Dr. 
Itto Schaedler, der Verwalter des Parteiorgans 
«Liechtensteiner Vaterland» Gustav Schädler so- 
wie, wortführend, Alois Vogt teil. Von der VDBL 
waren der ehemalige Landesleiter Dr. Alfons Goop, 
sein Nachfolger Dr. Sepp Ritter, Ingenieur Martin 
Hilti, bis 1942 «Schriftleiter» des VDBL-Organs 
«Umbruch», sowie der VDBL-Jugendführer und 
Lehrer Ernst Schädler anwesend. Goop war Vogts 
Besprechungspartner, seine Landesleiterstellung 
hatte er kurz zuvor mit Eintritt in die Waffen-SS an 
Sepp Ritter abgegeben. Vom SD Innsbruck nahm 
5S-Hauptscharführer Nockerl teil, aus Stuttgart 
waren der SS-Sturmbannführer Böhm und Haupt- 
sturmführer Klaus Huegel in Begleitung einer Se- 
<retärin, «Frl. Hacker», angereist. In der Person 
des SS-Sturmbannführers Hummitzsch vom SD 
Inland war auch das RSHA in Berlin beteiligt. Die 
VOMI vertrat der zuständige Referatsleiter Dr. 
Sichelschmidt, damals im Rang eines SS-Haupt 
sturmführers.“* 
Obwohl die Besprechung im März 1943 auf 
deutschem Boden und in Regie der VOMI durchge- 
(ührt wurde, galt sie keiner expansiven und akti- 
vistischen Volkstumspolitik mehr. Vorabsprachen, 
.Nsbesondere jene im Auswärtigen Amt vom Sep- 
tember 1942,%* schlugen sich in entsprechenden 
Dispositionen des Konferenzleiters Sichelschmidt 
nieder: Erwünscht war eine «Zusammenarbeit 
der beiden deutsch-orientierten Gruppen in Liech- 
tenstein», eine Parteienfusion von VU und VDBL 
schien wegen der fortdauernden Aussetzung der 
Landtagswahlen innenpolitisch nicht angezeigt.“
	        

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