Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

Die reichsdeutschen 
Verbindungen von Alois Vogt 
1938 bis 1945 
auf die Kontaktdiplomatie, der punktuellen Ko- 
operationsbereitschaft gegenüber deutschen Wün- 
schen und in grundsätzlichen Vorbehalten zu einer 
liechtensteinischen Integration ins militarisierte 
Reich. 
In den Verbindungen der liechtensteinischen Re- 
gierungsspitze mit deutschen Unterhändlern griff 
ein pragmatisches Räsonnement, das Anpassung 
und gelegentliches Entgegenkommen einschloss. 
Ein unbedingter moralischer Patriotismus, wie ihn 
Regierungsrat Frommelt verkörperte, hätte dieses 
Vorgehen nicht zugelassen. Nach innen rechtfer- 
iigte Hoop seine Verbindungen mit deutschen Per 
sönlichkeiten bereits 1938,!° im Laufe des Krieges 
verteidigten beide, Hoop und Vogt, vor dem Land: 
ag das Mittel der Kontaktdiplomatie im Deutschen 
Reich. !'°® 
Die nach Berlin gerichteten Interventionen am 
24. März, die Vorabsprachen und Nachverhand- 
lungen mit Reichsstellen wurden von Hoop und 
Vogt getragen, Frommelt erscheint in der Putsch- 
bereinigung als diplomatisch nicht involvierte, aber 
auch ungeeignete Person. !® 
Vogt machte sich im Zuge der Putschereignisse 
ein Argument gegen den Anschluss zu eigen, das 
einige Monate zuvor Regierungschef Hoop vertrat. 
Hoop wies auf die von Hitler geforderte Opferbe: 
reitschaft und die Militanz des deutschen Staates 
nin, Umstände, welche sich mit der liechtenstei- 
nischen Lebensweise nicht vertrügen.''° Als ihn die 
Putschführer persönlich konfrontierten, verdeut- 
ıichte ihnen Vogt diesen Gewalthintergrund. Zum 
VDBL-Führer Theodor Schädler meinte Vogt, «es 
werde sich in der ganzen Regierung niemand fin- 
den, der die Verantwortung dafür übernehme, dass 
Liechtensteiner in den Krieg gehen müssen.»!! 
Die Verbindungsaufnahme und Zusammenarbeit 
Alois Vogts mit deutschen Dienststellen hat sich 
in zahlreichen Akten niedergeschlagen. Der grösste 
Bestand stammt dabei aus dem deutschen Dienst- 
verkehr selber. Er kann durch einige zeitgenössi: 
sche Unterlagen aus Liechtenstein ergänzt werden. 
Nach dem Krieg gaben sowohl Vogt wie ehemalige 
Mitarbeiter deutscher Nachrichtendienste Auskunft 
zu den inoffiziellen deutsch-liechtensteinischen Ver- 
oindungen. Als zentrale Quelle darf die wichtigste 
Kontaktperson Vogts, der SD-Offizier Dr. Klaus 
Huegel'!!?, gelten. Huegel wurde nach dem Krieg 
von der schweizerischen Bundespolizei einvernom- 
men und auch zu seiner Verbindung mit Alois Vogt 
befragt. Der Verfasser konnte Klaus Huegel auf- 
grund dieser Dokumente im Jahre 1997 als Zeit- 
zeugen befragen. Der vergleichende Zusammenzug 
aller genannter Quellen erlaubt Präzisierungen 
zu Zeiträumen, Ablauf und Zielsetzung von Vogts 
Kontaktnahmen im Deutschen Reich. Sie sollen 
zunächst in ihrem Umfang umrissen werden. Ei 
nige Aspekte werden herausgehoben: die Umstän- 
de der Kontaktaufnahme, die damit verbundenen 
gegenseitigen Erwartungen und die Verankerung 
solcher Sonderlinien im auswärtigen Verkehr von 
Regierung und Fürst. 
VOGTS DEUTSCHE VERBINDUNGEN 
IM ÜBERBLICK 
Als wichtigste Adressen für Vogts reichsdeutschen 
Verkehr erwiesen sich während des Krieges Ab- 
teilungen des Auswärtigen Amtes und zwei Äm- 
ter der SS, namentlich der Auslandsnachrichten- 
dienst des SD, der in den Dokumenten unter der 
Kennziffer römisch VI aufscheint, und das Haupt- 
amt Volksdeutsche Mittelstelle (VOMI). Beide hat- 
ten ihre Befehlszentralen in Berlin,!!® der SD ver- 
fügte über zahlreiche Dienststellen im Reichsge- 
biet, deren Mitarbeiterstäbe Vorgänge im In- und 
Ausland überwachten. 
In VOMI-Berichten zu Liechtenstein wurde Vogt 
seit 1938 als zugewandte Vertrauensperson ge- 
führt. Eine erste persönliche Absprache ergab sich 
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