konstatiert andererseits: «Vogt stellte sich der Ver-
antwortung und arbeitete in der Koalitionsregie-
rung loyal zuammen.»° Es ist aufschlussreich zu
sehen, unter welchen Bedingungen diese Loyalität
herausgefordert wurde.
- Nach dem Krieg begannen die Behörden in
Liechtenstein und der Schweiz mit Abklärungen
zu Nachrichtendienstlich oder nationalsozialistisch
verdächtigen Personen. Alois Vogt wurde Gegen-
stand entsprechender Erhebungen. In Liechten
stein führten sie zur Erwägung einer Minister-
anklage,‘ in der Schweiz zur Verhängung einer
Einreisesperre gegen Alois Vogt vom April 1946 bis
zum Dezember 1947.® Alois Vogt wurde ausführ-
lich zu seiner Rolle in den deutsch-liechtensteini-
schen Beziehungen befragt. Die protokollierten
Aussagen Vogts beleuchten Motive und Umstände
der liechtensteinischen Beschwichtigungsdiplo-
matie und sind eine wichtige Ergänzung der zeit-
genössischen Quellen.
Schliesslich war Vogts Ernennung zum stellver-
tretenden Regierungschef im März 1938 für die
politische Laufbahn des jungen Juristen sowohl
retro- wie prospektiv eine Zäsur. Vogts Regierungs-
eintritt bedeutete für dessen Partei, die Vaterländi-
sche Union (VU), die Besetzung ihrer bis dahin ein-
Nussreichsten landespolitischen Position. Zugleich
hatte sich die VU als Koalitionspartner zu be-
währen; Vogt zählte zusammen mit dem Parteiprä-
sidenten Dr. Otto Schaedler zum rechten deutsch-
völkischen Lager der einstigen Oppositionspartei.
Was an ihrer Spitze vor 1938 ideologisch und tak-
tisch erwogen wurde, Allianzen mit dem Dritten
Reich, konnte nach dem Anschluss des Nachbar-
landes Österreich verbindlich und riskant werden.
Der Krieg verschärfte diese Situation, gerade für
Vogt. Der Bestand einer liechtensteinischen Staat-
ichkeit war nach 1939 elementar mit einer funk-
tionierenden Landesversorgung und dem Wohl-
wollen der deutschen Kriegsmacht verknüpft. Alois
Vogt stand als wirtschaftszuständiger Regierungs-
rat an zentraler Stelle der liechtensteinischen
Kriegsvorsorge und zusehends auch der reichsbe-
zogenen Kontaktdiplomatie. An ihn, das «deutsch-
freundliche» Regierungsmitglied. waren von an-
schlusswilligen Gruppen in Liechtenstein und im
Deutschen Reich Erwartungen geknüpft. Der Hin-
tergrund dieser Erwartungen, Alois Vogts Einsatz
in rechtsgerichteten Oppositionsgruppen der Dreis-
sigerjahre, ist eingangs dieses Forschungsberichts
kurz zu beleuchten.
Jennoch bleibt der Darstellungsanspruch ein-
geschränkt. Von Vogt lagen dem Verfasser keine
intentionalen Quellen: keine persönlichen Auf-
zeichnungen, kein «Kriegstagebuch» vor. Absich
ten und Motive des Handelnden müssen aus Amts-
dokumenten, Protokollen und Einschätzungen von
Gesprächspartnern erschlossen werden. Zahlrei-
che Kontaktnahmen Vogts sind zudem allein durch
deutsche Quellen überliefert,” hier sind Kontexte
abzuklären, Verbindungen zwischen scheinbar iso-
lierten Dokumenten aufzuweisen und Fragen an die
Involvierung Vogts zu stellen. Schliesslich wird kei-
ae zusammenhängende Darstellung der Kriegszeit,
auch keine Biographie des Politikers und Juristen
Alois Vogt vorgelegt. Durchsichtiger werden soll
Vogts Einbindung in die Kriegsdiplomatie, damit —
so hofft der Verfasser - auch deren kleinstaatliche
Voraussetzungen und «ungewöhnliche Mittel».'9
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