Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

konstatiert andererseits: «Vogt stellte sich der Ver- 
antwortung und arbeitete in der Koalitionsregie- 
rung loyal zuammen.»° Es ist aufschlussreich zu 
sehen, unter welchen Bedingungen diese Loyalität 
herausgefordert wurde. 
- Nach dem Krieg begannen die Behörden in 
Liechtenstein und der Schweiz mit Abklärungen 
zu Nachrichtendienstlich oder nationalsozialistisch 
verdächtigen Personen. Alois Vogt wurde Gegen- 
stand entsprechender Erhebungen. In Liechten 
stein führten sie zur Erwägung einer Minister- 
anklage,‘ in der Schweiz zur Verhängung einer 
Einreisesperre gegen Alois Vogt vom April 1946 bis 
zum Dezember 1947.® Alois Vogt wurde ausführ- 
lich zu seiner Rolle in den deutsch-liechtensteini- 
schen Beziehungen befragt. Die protokollierten 
Aussagen Vogts beleuchten Motive und Umstände 
der liechtensteinischen Beschwichtigungsdiplo- 
matie und sind eine wichtige Ergänzung der zeit- 
genössischen Quellen. 
Schliesslich war Vogts Ernennung zum stellver- 
tretenden Regierungschef im März 1938 für die 
politische Laufbahn des jungen Juristen sowohl 
retro- wie prospektiv eine Zäsur. Vogts Regierungs- 
eintritt bedeutete für dessen Partei, die Vaterländi- 
sche Union (VU), die Besetzung ihrer bis dahin ein- 
Nussreichsten landespolitischen Position. Zugleich 
hatte sich die VU als Koalitionspartner zu be- 
währen; Vogt zählte zusammen mit dem Parteiprä- 
sidenten Dr. Otto Schaedler zum rechten deutsch- 
völkischen Lager der einstigen Oppositionspartei. 
Was an ihrer Spitze vor 1938 ideologisch und tak- 
tisch erwogen wurde, Allianzen mit dem Dritten 
Reich, konnte nach dem Anschluss des Nachbar- 
landes Österreich verbindlich und riskant werden. 
Der Krieg verschärfte diese Situation, gerade für 
Vogt. Der Bestand einer liechtensteinischen Staat- 
ichkeit war nach 1939 elementar mit einer funk- 
tionierenden Landesversorgung und dem Wohl- 
wollen der deutschen Kriegsmacht verknüpft. Alois 
Vogt stand als wirtschaftszuständiger Regierungs- 
rat an zentraler Stelle der liechtensteinischen 
Kriegsvorsorge und zusehends auch der reichsbe- 
zogenen Kontaktdiplomatie. An ihn, das «deutsch- 
freundliche» Regierungsmitglied. waren von an- 
schlusswilligen Gruppen in Liechtenstein und im 
Deutschen Reich Erwartungen geknüpft. Der Hin- 
tergrund dieser Erwartungen, Alois Vogts Einsatz 
in rechtsgerichteten Oppositionsgruppen der Dreis- 
sigerjahre, ist eingangs dieses Forschungsberichts 
kurz zu beleuchten. 
Jennoch bleibt der Darstellungsanspruch ein- 
geschränkt. Von Vogt lagen dem Verfasser keine 
intentionalen Quellen: keine persönlichen Auf- 
zeichnungen, kein «Kriegstagebuch» vor. Absich 
ten und Motive des Handelnden müssen aus Amts- 
dokumenten, Protokollen und Einschätzungen von 
Gesprächspartnern erschlossen werden. Zahlrei- 
che Kontaktnahmen Vogts sind zudem allein durch 
deutsche Quellen überliefert,” hier sind Kontexte 
abzuklären, Verbindungen zwischen scheinbar iso- 
lierten Dokumenten aufzuweisen und Fragen an die 
Involvierung Vogts zu stellen. Schliesslich wird kei- 
ae zusammenhängende Darstellung der Kriegszeit, 
auch keine Biographie des Politikers und Juristen 
Alois Vogt vorgelegt. Durchsichtiger werden soll 
Vogts Einbindung in die Kriegsdiplomatie, damit — 
so hofft der Verfasser - auch deren kleinstaatliche 
Voraussetzungen und «ungewöhnliche Mittel».'9 
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