tragung im Frastanzer Jahrzeitbuch lässt jedoch
darauf schliessen, dass die Tat ursprünglich einem
ortskundigen Fremden zugeschrieben wurde, von
dem nur der Name, nicht jedoch die Herkunft
bekannt war.
Die Namensähnlichkeit (Ulrich ob der Kirchen —
Ulrich Mariss, genannt zur Kirchen) sowie die
Wesensverwandtschaft von Verrat und Hexerei er:
möglichten oder förderten vermutlich eine Gleich-
setzung des Verräters mit einem früheren Mitglied
der Schaaner Familie Mariss, die dadurch im Zuge
der örtlichen Hexenverfolgungen in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts zusätzlich stark stig:
natisiert wurde. Bald darauf übernahm die Bevöl-
kerung der Herrschaft Schellenberg und der Vor-
arlberger Nachbargemeinden die Identifizierung
des Verräters mit Uli Mariss.
Dieser galt nicht nur als Stammvater von Hexen,
sondern selbst als bedeutender Wetterdämon, der
für Unbilden der Witterung verantwortlich war. Als
solcher wurde er in Mauren bis ins 19. Jahrhundert
im Rahmen von eigens gegen ihn durchgeführten
Frauenprozessionen rituell bekämpft. Aufgrund ih-
ver Entstehungsgeschichte erscheint die dämoni-
sierte Gestalt des Uli Mariss als ein Gegenstück zur
Verdammung der Hexenverfolger in der Tobel-
hockersage.
BILDNACHWEIS
Diözesanarchiv Feldkirch
ANSCHRIFT DES AUTORS
Dr. Manfred Tschaikner
Beim Kreuz 42
A-6700 Bludenz