Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

tragung im Frastanzer Jahrzeitbuch lässt jedoch 
darauf schliessen, dass die Tat ursprünglich einem 
ortskundigen Fremden zugeschrieben wurde, von 
dem nur der Name, nicht jedoch die Herkunft 
bekannt war. 
Die Namensähnlichkeit (Ulrich ob der Kirchen — 
Ulrich Mariss, genannt zur Kirchen) sowie die 
Wesensverwandtschaft von Verrat und Hexerei er: 
möglichten oder förderten vermutlich eine Gleich- 
setzung des Verräters mit einem früheren Mitglied 
der Schaaner Familie Mariss, die dadurch im Zuge 
der örtlichen Hexenverfolgungen in der zweiten 
Hälfte des 16. Jahrhunderts zusätzlich stark stig: 
natisiert wurde. Bald darauf übernahm die Bevöl- 
kerung der Herrschaft Schellenberg und der Vor- 
arlberger Nachbargemeinden die Identifizierung 
des Verräters mit Uli Mariss. 
Dieser galt nicht nur als Stammvater von Hexen, 
sondern selbst als bedeutender Wetterdämon, der 
für Unbilden der Witterung verantwortlich war. Als 
solcher wurde er in Mauren bis ins 19. Jahrhundert 
im Rahmen von eigens gegen ihn durchgeführten 
Frauenprozessionen rituell bekämpft. Aufgrund ih- 
ver Entstehungsgeschichte erscheint die dämoni- 
sierte Gestalt des Uli Mariss als ein Gegenstück zur 
Verdammung der Hexenverfolger in der Tobel- 
hockersage. 
BILDNACHWEIS 
Diözesanarchiv Feldkirch 
ANSCHRIFT DES AUTORS 
Dr. Manfred Tschaikner 
Beim Kreuz 42 
A-6700 Bludenz
	        

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