Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

REZENSIONEN / BAU- UND KUNSTDENKMÄLER 
IM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN 
Text zu den drei bildlichen Gebäudestudien be- 
gnügt sich mit einer Sprache, die sich kaum mehr 
von firmeneigener Werbung unterscheidet. Mit ei- 
nem bemerkenswerten Unterschied: Es bleibt un- 
erwähnt, welche Produkte eigentlich in den Gebäu- 
den konzipiert beziehungsweise fabriziert werden. 
Hier stellt sich allerdings die Frage, was Autor und 
Verlag bewogen hat, gegenwärtige Industriearchi- 
s:ektur in die historischen Baudenkmäler Liechten- 
steins zu reihen. Auch bei anderen Vertretern zeit- 
geschichtlicher Architektur ist die kunst- und bau- 
geschichtliche Aussagekraft gering bis ungenau. So 
werden unter die Formensprache des «Neuen Bau- 
ens» der Zwischenkriegszeit sowohl ein Wohnhaus 
des Architektur-Pioniers Ernst Sommerlad als auch 
das etwa zeitgleich entstandene Vaduzer Rathaus 
von Franz Roeckle zusammengefasst. Dies ist ange- 
sichts der auffällig historisierenden Züge des Rat- 
hausbaus nicht nur eine künstlerisch merkwürdige 
Assoziation. Die Einordnung Roeckles in die bau- 
liche Moderne entbehrt auch nicht der biographi- 
schen Ironie: Das Rathaus — schreibt Wilhelm - sei 
«in seiner Bauform ganz dem damaligen Zeitgeist 
verpflichtet». Franz Roeckle sass bei der Einwei- 
hung des Rathauses noch im Vaduzer Gefängnis, 
als nationalsozialistischer Mittäter der Rotter-Ent- 
führung, in seiner Baugesinnung und wohl auch 
politisch weit entfernt vom Zeitgenossen Ernst 
Sommerlad 
oindungslinien, welche die Einordnung der kunst- 
vollen Lebenszeugnisse in Entwicklungszusam- 
nenhänge und Siedlungskontexte erlauben, sind 
‚edenfalls noch nachzutragen oder von den Lesen- 
den anhand der angegebenen Literatur selbst zu 
ergänzen. Angesichts der von Wilhelm geübten 
Aufmerksamkeit für Sakral- und Profanbauten der 
älteren Vergangenheit wäre eine ebenso verstän- 
dige Fortschreibung in die zeitgeschichtliche Ge- 
genwart wünschbar und erhellend. 
1) Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechten- 
stein. Basel, 1950, 
FORTSCHREIBUNG IN DIE GEGENWART 
Die Vorstellung des liechtensteinischen Kultur- 
raums im vorliegenden Bildband folgt dem Verlauf 
der Gemeinden von Norden nach Süden. Das von 
Wilhelm beschriebene Kulturerbe erschliesst sich 
freilich im Übergreifen dieser politischen Gliede- 
rung. Hier gibt der Band einiges Anschauungsma- 
terial für historische Verbindungen im liechten- 
steinischen und weiteren Alpengebiet. Was eine 
gerade durch die englischen und französischen 
Vorworte angesprochene Leserschaft hierbei ver- 
missen wird, ist eine kartographische Darstellung 
des besprochenen Raumes. Kulturräumliche Ver-
	        

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