DAS ALTE PFARRHAUS AUF DEM KIRCHHÜGEL
BENDERN / GEORG MALIN
schoss - im Verband mit der Aussenwand der Süd-
ostfassade, jedoch nur auf einer Länge von 1,20 m.
Dann zeichnet sich in der Bruchsteinmauer eine
deutliche Linie ab, die bis zur Mauerkrone geht
Abb. 31, 34, 42, 46, 52). Die Mauerfuge begleitet
das nordöstliche Gewände einer ins Freie führen-
den Tür, deren Schwellenhöhe jedoch nicht mit der
heutigen Höhe des Bretterbodens rechnet (472.00).
Neben der erwähnten Baufuge bei der hochgelege-
nen Tür deutet die divergierende Sturzhöhe des
Eingangs im Verhältnis zu den nordöstlich liegen-
len Barockfenstern der 3. Bauperiode auf eine an-
dere Zeitstellung dieses Zugangs hin. Die Tür war
von Osten her über eine Stiege mit Podest erreich-
bar (Abb. 42, 46, 52). Die Schlupfpforte diente ein-
mal als direkter Zugang zum Obergeschoss und
führte zu einem schlauchartigen Gang, welcher der
Westecke zu in einer steilen Stiege endete, die zum
Kornboden führte. Die Treppe kann als Abdruck an
ler Innenwand im Putz erkannt werden. Die Süd-
westfront des Obergeschosses war zu dieser Zeit
nur mit einem einzigen stichbogigen Fenster in der
Fassadenmitte durchbrochen (Abb. 32, 38, 50). An
der Nordwestwand sehen wir ein schmales, heute
vermauertes Fenster. Das grosse, ehemalige Quer-
gangfenster aus der 3. Bauperiode an derselben
Hausfront wurde in die Steinmauer integriert, wo-
bei zwei Hölzer zur Datierung glücklicherweise er:
halten geblieben sind (Abb. 51). Die Raumeintei-
lung dürfte mit Ausnahme des Zugangs zum Est-
rich von der vorangehenden Bauperiode stammen.
Die Raumhöhe ist an den abgesägten Balken (1875)
an der Innenkante der Giebelfront ablesbar.
Der Estrich erhielt von Südwesten her durch ein
ceduziertes Fenster spärliches Licht. Unter dem
First bemerken wir überdies eine unscheinbare
Öffnung (Abb. 32).
Die Firsthöhe hatte sich der bereits gegebenen
Situation anzupassen, so dass wir auch an der Süd-
westseite des Hauses die Firstlinie um zirka 1,30 m
höher durchziehen müssen als sie heute liegt. Im
Dachstuhl selbst sind an der Südwestfront ältere
1ölzer sekundär verwendet worden; ein Ständer
datiert aus der Zeit um 1489.
In diesem Zustand mochte das Haus die Revo-
‚utionszeit mit ihren Wirren und den behenden
Wechseln von herrschaftlichen Ansprüchen wäh-
‚end des beginnenden 19. Jahrhunderts bis hin zur
Aufhebung des Klosters St. Luzi in Chur und damit
auch de jure der Statthalterei Bendern im Jahre
'806 sowie den folgenden quälenden Ablösungs-
‚orgängen der noch in Bendern tätigen Mönche
ınd Pfarrer aus ihren geistlichen Diensten über-
lauert haben. Die eingangs dieser Arbeit geschil-
lerten Schadensmeldungen an Bauten auf dem
3enderer Kirchhügel während dieser Jahre be-
;rafen sicher auch das alte Pfarrhaus aus der 4.
Bauperiode. Österreich - ab 1813 als Nachfolger
Bayerns wieder Patronatsherr - trat unter ande-
rem auch dieses Haus 1874 der Pfarrei Bendern
beziehungsweise der Gemeinde Gamprin ab.
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