DAS ALTE PFARRHAUS AUF DEM KIRCHHÜGEL
BENDERN / GEORG MALIN
Abb. 10: Blick in den
Keller 1a von der Nord-
ecke aus gegen Süden.
Vorn rechts Eingang.
Geschliffener Fels als
Kellerboden, anschlies-
send Kopfsteinpflästerung.
Südecke: links oben,
Fundamente für provisori-
sche Bauten
nen letzte Hinweise zu einem Mauerzug dieser
Bauperiode darstellen, ebenso eine schwer zuzu-
ordnende Fundamentgrube mit Lesesteinen unter
der Nordwestwand des Raumes 1. Unter der gan-
zen Wandlänge der bestehenden Stallwand (1875)
liegen im gewachsenen Grund ungemörtelte Lese-
steine als Fundament. Die 50 cm tiefe Grube gehört
zum ältesten Bestand.
Zur Datierung des Erstbaues können die Mauer-
technik, die ausgegrabene Keramik und weitere
Einzelfunde sowie die Daten der Dendrochronolo-
gie herangezogen werden. Die geschilderte Mauer-
technik im Keller 1a hat in den erhaltenen Mauern
des alten Pfarrhauses keine Parallelen. Eine ver-
gleichbare Mauertechnik auf dem Kirchhügel von
Bendern weisen die Fundamente des spätgotischen
Chores (1481) auf.
Die ältesten Einzelfunde aus dem Grabungsbe-
reich (A) des untersuchten Pfarrhauses und dessen
unmittelbarer Umgebung sind älter als die (noch)
vorhandene architektonische Substanz. Die hervor-
ragend erhaltene karolingische Kreuzfibel aus dem
späteren 8. oder frühen 9. Jahrhundert (Abb. 11)
Jag als Streufund bei der Südecke des heutigen
Hauses und ist ohne Relevanz für die Baugeschich-
te. Ein stark oxydierter Brakteat erwies sich als ein
Luzerner Haller aus dem 15. Jahrhundert und lag
im beschriebenen Kellerraum. Mit dieser Münze
vergesellschaftet fanden die Ausgräber einen baye-
rischen Halbbatzen, geprägt in den Jahren 1625
bis 1651 (siehe Bearbeitung der Fundmünzen von
Hortensia von Roten, 1989, am Ende dieses Berich-
tes). Einige weitere jüngere Fundmünzen aus dem
Sarabungsbereich tragen zur Lösung der Datie-
rungsfrage nichts bei.
Die Keramik —- hauptsächlich grünglasierte Ofen-
kacheln und glasierte Gebrauchskeramik -—- ent-
stammt fast ausschliesslich dem Zeitraum vom 16.
bis zum 19. Jahrhundert. Lediglich ein rötlich
bemalter Wandscherben aus körnigem, gemager-
iem und beigem Ton könnte dem Hochmittelalter
zugeordnet werden. Das Randstück einer handge-
(ormten Becherkachel datiert aus dem 14. Jahr-
aundert (siehe Fundbericht).
Die ältesten im Pfarrhaus dendrochronologisch
bestimmten Hölzer sind in sekundärer Verwen-
dung im Bau integriert. Die Eiche der ältesten
untersuchten Holzsäule wurde in der Zeit um
1489/90 gefällt (Datierung nicht ganz gesichert).
Der urtümliche Eichentrog, der bis vor zirka zwan-
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