Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (98)

DAS ALTE PFARRHAUS AUF DEM KIRCHHÜGEL 
BENDERN / GEORG MALIN 
Abb. 10: Blick in den 
Keller 1a von der Nord- 
ecke aus gegen Süden. 
Vorn rechts Eingang. 
Geschliffener Fels als 
Kellerboden, anschlies- 
send Kopfsteinpflästerung. 
Südecke: links oben, 
Fundamente für provisori- 
sche Bauten 
nen letzte Hinweise zu einem Mauerzug dieser 
Bauperiode darstellen, ebenso eine schwer zuzu- 
ordnende Fundamentgrube mit Lesesteinen unter 
der Nordwestwand des Raumes 1. Unter der gan- 
zen Wandlänge der bestehenden Stallwand (1875) 
liegen im gewachsenen Grund ungemörtelte Lese- 
steine als Fundament. Die 50 cm tiefe Grube gehört 
zum ältesten Bestand. 
Zur Datierung des Erstbaues können die Mauer- 
technik, die ausgegrabene Keramik und weitere 
Einzelfunde sowie die Daten der Dendrochronolo- 
gie herangezogen werden. Die geschilderte Mauer- 
technik im Keller 1a hat in den erhaltenen Mauern 
des alten Pfarrhauses keine Parallelen. Eine ver- 
gleichbare Mauertechnik auf dem Kirchhügel von 
Bendern weisen die Fundamente des spätgotischen 
Chores (1481) auf. 
Die ältesten Einzelfunde aus dem Grabungsbe- 
reich (A) des untersuchten Pfarrhauses und dessen 
unmittelbarer Umgebung sind älter als die (noch) 
vorhandene architektonische Substanz. Die hervor- 
ragend erhaltene karolingische Kreuzfibel aus dem 
späteren 8. oder frühen 9. Jahrhundert (Abb. 11) 
Jag als Streufund bei der Südecke des heutigen 
Hauses und ist ohne Relevanz für die Baugeschich- 
te. Ein stark oxydierter Brakteat erwies sich als ein 
Luzerner Haller aus dem 15. Jahrhundert und lag 
im beschriebenen Kellerraum. Mit dieser Münze 
vergesellschaftet fanden die Ausgräber einen baye- 
rischen Halbbatzen, geprägt in den Jahren 1625 
bis 1651 (siehe Bearbeitung der Fundmünzen von 
Hortensia von Roten, 1989, am Ende dieses Berich- 
tes). Einige weitere jüngere Fundmünzen aus dem 
Sarabungsbereich tragen zur Lösung der Datie- 
rungsfrage nichts bei. 
Die Keramik —- hauptsächlich grünglasierte Ofen- 
kacheln und glasierte Gebrauchskeramik -—- ent- 
stammt fast ausschliesslich dem Zeitraum vom 16. 
bis zum 19. Jahrhundert. Lediglich ein rötlich 
bemalter Wandscherben aus körnigem, gemager- 
iem und beigem Ton könnte dem Hochmittelalter 
zugeordnet werden. Das Randstück einer handge- 
(ormten Becherkachel datiert aus dem 14. Jahr- 
aundert (siehe Fundbericht). 
Die ältesten im Pfarrhaus dendrochronologisch 
bestimmten Hölzer sind in sekundärer Verwen- 
dung im Bau integriert. Die Eiche der ältesten 
untersuchten Holzsäule wurde in der Zeit um 
1489/90 gefällt (Datierung nicht ganz gesichert). 
Der urtümliche Eichentrog, der bis vor zirka zwan- 
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