hielten. Mindestens zehn solcher Übergaben konn-
ten im Prozess nachgewiesen werden, wahrschein-
lich waren es mehr. In umgekehrter Richtung floss
das Geld, gelegentlich 200 bis 300 Franken, da-
mals ein guter Monatslohn. Kranz übergab das
Geld Quaderer, ein Teil davon ging an Roos.
Gerichtlich nachgewiesen wurde Quaderer der
Erhalt von zusammen gut 1200 Franken, für Roos
von gut 800 Franken, innert eineinhalb Jahren. Die
angesichts der Unverhältnismässigkeit des Risi-
<oSs doch geringen Summen beziffern die Erbärm-
üchkeit des Spionagegeschäfts. Die beiden jungen
Männer, wie Kranz auch, verfügten zusammen mit
ihrem Arbeitsverdienst dank der Spionagefranken
über mehr Geld für Alltag und Freizeit.
In Wehs und Kranz’ Auftrag gingen Quaderer
und Roos ihrerseits in der Innerschweiz verrats-
willige Personen an und gewannen sie zum Mittun.
Es handelte sich vorab um einige Militärdienstleis-
tende, von denen sie Informationen erlangten.
Willy Kranz seinerseits organisierte weitere
Spione, Liechtensteiner und Schweizer. Angewor
ben wurde etwa auch der Balzner Maler und Textil-
reisende Josef Arnold Vogt, geboren 1907, der
kurzzeitig in Vorarlberg arbeitete und darauf mit
Spionageaufträgen, als Handelsreisender getarnt,
per Bahn und Postauto durch die halbe Schweiz
fuhr, im Gebirge wanderte und eifrig militärische
Anlagen ausspähte. Zu Hause in Balzers installierte
Vogt auch zeitweilig einen aus dem Reich einge-
schmuggelten Funkapparat, den er in einem Kurs
in Stuttgart zu bedienen gelernt hatte. Willy Kranz
setzte für die Spionageaufträge und für Vermittler-
dienste von der Schweiz nach Liechtenstein auch
einzelne Familienmitglieder ein, so insbesondere
seinen italienischen Schwager Pietro Rossi, der in
Näfels im Glarnerland wohnte und Gelegenheit hat-
te, dort zu spionieren.
50 ergab sich schliesslich ein Spionagering von
zusammen mindestens 25 Personen. Die wichtig-
sten Figuren darin waren als Organisatoren Weh
und Kranz und als regelmässige Hauptspione Qua-
derer, Roos und Vogt. Nur die beiden Organisato-
ren wussten von allem, die einzelnen Spionieren-
den dagegen hatten keine Übersicht, sie kannten
meist nur eine Kontaktperson. Quaderer und Roos
standen zwischendrin, auf zwei Ebenen: An Weh
und Kranz hängend, spionierten sie hauptsächlich
selber, warben aber zudem weitere Personen an,
die für sie spionierten. Das ganze Spionagenetz
war eines von verschiedenen, die in der Schweiz —-
ınd teilweise eben in und über Liechtenstein —- für
Hitlerdeutschland gegen die Schweiz tätig waren.
Nach eineinhalb Jahren Tätigkeit flog es anfangs
1943 auf. Die auf immer mehr Personen ausge
dehnten Untersuchungen brachten die Einzelhei-
ten allmählich ans Licht, allerdings nicht an die
Öffentlichkeit.
DIE KONKRETEN STRAFTATEN
Quaderer spionierte zuerst ab dem Juni 1941 allein,
danach von Ende August 1941 an meistens mit sei-
nem Freund Roos zusammen, gelegentlich agierte
noch jeder zusätzlich auf eigene Faust. Die Spio-
nagetätigkeit erstreckte sich so vom Sommer 1941
an über eineinhalb Jahre hinweg bis zur Verhaf
lung am 2. Januar 1943. Was verriet Alfred Qua-
derer konkret? War es so schwerwiegend, dass es
dem Todesurteil rief?
Auf Wehs Anweisung notierte Alfred Quaderer
im Sommer 1941 bei jeder Gelegenheit Einteilun-
gen, Nummern und Standorte von Schweizer Sol-
daten, vor allem in Zug, Baar und Zürich. Er mel-
dete sie Weh, der ihm dafür 50 Franken gab. Qua-
derer brachte Weh im Sommer 1941 zweimal je
drei Schweizer Landkarten ins Fürstentum.
Im August 1941 sah Quaderer in Zug im leer-
stehenden Hotel «Casino», wo er Malerarbeiten
verrichtete, militärische Akten des Platzkomman-
dos, das hier einquartiert war, auf den Tischen
liegen. Am Abend’ entwendete er dort solche Ak-
;en, die ohne grosse Sorgfalt in einem Koffer ver-
wahrt waren. Darunter fand sich ein «rotes Büch-
lein», das Verzeichnis der Korpssammelplätze aller
schweizerischen Grenztruppen, das waren deren
Mobilisationsstandorte. Er fuhr darauf am Sonntag
nach Schaan, begleitet von Roos. Die Grenze über-
querten sie im Postauto von Trübbach nach Bal-
‚Lu