Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (97)

deutliche Bevölkerungsabnahme zu beklagen war. Beispielsweise verlor Eschen in diesem Zeitraum 138 Menschen (1784: 500, 1789: 362) und die Ein- wohnerzahl von Schellenberg halbierte sich fast (1784: 219, 1789: 130). Solche Schwankungen sind - wenn auch in geringerem Ausmass - in den fol- genden Jahrzehnten festzustellen. Als Ursachen hierfür sind wiederholte Missernten zu nennen, aber auch Durchmärsche und Einquartierungen von fremden Truppen stellten für die einheimische Bevölkerung eine starke Belastung dar. So gab es 1796 (respektive 1800) beispielsweise 241 (213) Geburten und 429 (335) Todesfälle.215 Das Hunger- jahr 1817 bewirkte abermals einen markanten Be- völkerungsrückgang.217 Bis zur Hälfte des 19. Jahr- hunderts hingegen gab es eine deutliche Zunahme der Bevölkerung von (1818) 5 500 auf (1852) rund 7 400 Einwohnerinnen und Einwohner.218 LANDWIRTSCHAFT UND VIEHZUCHT219 Noch um 1800 stellte die Landwirtschaft die eigent- liche Lebensgrundlage für die liechtensteinische Bevölkerung dar. Der grösste Teil des landwirt- schaftlich genutzten Bodens diente jedoch nicht dem Ackerbau, sondern der Viehzucht.220 Diese 
gewann noch zusätzliche Bedeutung durch die Tat- sache, dass ein Bauer sich nur am einnahmenträch- tigen Rodverkehr beteiligen konnte, sofern er über geeignete Zugtiere (Pferde und Ochsen) verfügte. Folglich nahm der Ackerbau zwangsläufig eine eher zweitrangige Rolle ein. In Schaan beispiels- weise betrug der. für den Ackerbau benutze Boden im frühen 19. Jahrhundert lediglich acht Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche.221 Landvogt Schuppler nannte in seiner Landes- beschreibung von 1815 als «die vorzüglichsten, und bedeutendsten Erzeugnisse des Landes» Heu, Streu, Wein, Türkenkorn, Erdäpfel und Baum- früchte.222 Die 1815 bereits vorherrschenden An- bausorten Mais und Kartoffeln können aber - im Gegensatz zur Weintraube - nicht auf eine jahr- hundertealte Anbautradition zurückblicken. Der Mais, in Liechtenstein «Türken» genannt, wurde vermutlich Ende des 17. Jahrhunderts in den Herr- schaften Schellenberg und Vaduz eingeführt.223 1732 tauchte er in der Naturalrechnung des Rent- amts auf, und zwar sowohl mengen- als auch wert- mässig an dritter Stelle hinter «Kernen» und Ger- ste.224 Der Anbau der Kartoffel ist erstmals für 1751 bezeugt.225 Der Anbau der nahrhaften Kartof- fel setzte sich jedoch erst um die Jahrhundertwen- de zögernd durch und wurde nach der Hungersnot Tabelle 2: Zählung der Menschen und Nutztiere im Jahre 178922f> 
Gemeinde 
Personen Pferde 
Ochsen 
Rinder Schafe Balzers 546 
54 125 
437 369 Planken 103 — — 
210 60 Schaan 566 
46 133 
' 652 54 Triesen 
486 13 55 410 
184 Triesenberg 593 — 
-725 319 Vaduz 
512 28 103 359 
'138 Oberland 
2806 
141 557 2403 
1124 Eschen 
362 94 — 
236 
25 Gamprin 215 70 
-164 - Mauren 375 72 
-223 
- Ruggell 
340 70 
-214 - Schellenberg 130 
25 9 
96 - Unterland 1422 331 9 
933 25 Liechtenstein 4228 472 566 3336 1149 46
	        

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