Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (97)

DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN befindlichen Burg gehörten.124 Das Vogteiamt Feld- kirch forderte, dass mit dem Bau dieser Anhang- strasse - zwecks Klärung dieser rechtlichen Fragen - noch zugewartet werden sollte.125 Das Oberamt in Vaduz schrieb den Behörden in Feldkirch, dass nun mit den Bauarbeiten begonnen werden sollte. Die Bauern wären zur Zeit mit Feldarbeit nicht so sehr beansprucht und es wäre folglich der beste Zeitpunkt für den Strassenbau. Für die noch ungeklärte Rechtsfrage in Bezug auf die Guten- berg'schen Güter könne einstweilen eine Zwischen- lösung gefunden werden.126 Es wurden schliesslich auch diejenigen Balzner Untertanen, die für diesen Strassenbau Boden hergeben mussten, finanziell entschädigt.127 Versäumnisse im Strassenunterhalt gaben im- mer wieder Anlass zu Klagen. Am 28. Januar 1792 beispielsweise befahl das Oberamt den Gemeinden Vaduz, Triesen und Balzers die Bekiesung der Strassen. Die Untertanen dieser Gemeinden sollten wöchentlich zwei halbe Tage für die Ausführung dieser Arbeit einsetzen.128 Offenbar nicht besser war es um den Zustand der Landstrassen im Unterland bestellt. So wurde am 20. April 1793 der Landammann der Herrschaft Schellenberg auf- gefordert, die Bekiesung «seiner» Strassen zu ver- anlassen. Der schlechte Zustand der Verkehrsver- bindungen in der Herrschaft Schellenberg sei eine Schande und ziehe die Klagen der Nachbarschaft auf sich.129 Ebenfalls 1793 wurden die Vorsteher der Gemeinde Vaduz gerügt, sie hätten bei den Strassen «biesher keine Ordnung gehalten».130 Joseph Wolfmger aus Balzers stellte im Jahre 1798 fest, dass der schlechte Zustand der Strasse durch Balzers die Fuhrleute davon abhalten würde, das Weggeld131 ordnungsgemäss zu entrichten:132 «[Joseph Wolfinger besagt, dass er] <die größte Klage alle Tag von den Fuhr leüten habe, in demme sie kein Weg Gelt mer geben wollen, weil die Straß überhaupt so schlecht und baufällig seije, sonder- bar in dem Dorf Balzers, erstlich bei/ des Johan Ge- org Stegers HausVi'\ und zweitens beij des Fidely FrickenU4, und beij des Joseph Fricken135, tritens beij des Dominy Brunharts Haus, viertens hinder dem Bosthaus136 hinauf bis for das Dorf hinaus, ich 
bite also sije möchten denen Richter ein scharffen Befehl zue schicken, das doch die Stras verbesse- ret werden möge, sonst uns die Fuhr heut ohne Bezahlung bassieren lassen». Auch in einem späteren Schreiben hielt Joseph Wolfmger Klagen der Fuhrleute über den schlech- ten Strassenzustand in Balzers fest. Auch dieser 117) LLA RA 6/11/171: Schreiben der HKW, 20. April 1801. 118) Siehe dazu auch den Situationsplan der Gemeinde Balzers um 1794/95 aul'S. 35. 119) LLA RA 6/11/194, Oktober 1791. 120) LLA RA 6/11/198-200. 121) LLA RA 6/11/208, 23. Februar 1793. 122) LLA RA 6/11/209: HKW an OA, 26. März 1793. 123) LLA RA 6/11/211. Es folgt der oberamtliche Befehl, eine Liste der arbeitswilligen Balzner anzufertigen; aber ebenso soll eine Liste erstellt werden, wo diejenigen Untertanen verzeichnet sind, die den Gehorsam verweigern; datiert vom 16. Juni 1793. 124) Poeschel, Liechtenstein, S. 60-62: Gutenberg befand sich von 1314 bis 1824 (mit kurzem Unterbruch 1805-1814) im Besitz des Hauses Habsburg, das die Burg durch eingesetzte Vögte verwalten liess. Das letzte Geschlecht, das auf Gutenberg wohnte, war die aus dem St. Galler Land stammende Familie von Ramschwag (1470- 1716). Seit dem 18. Jahrhundert verfiel die Burg zusehends. Der Wiederaufbau erfolgte von 1906 bis 1910. 125) LLA RA 6/11/217: Vogteiamt Feldkirch an OA, 30. August 1793. 126) LLA RA 6/11/218: OA an Vogteiamt Feldkirch. 11. Oktober 1793. 127) LLA RA 6/11/215: Zusicherung der HKW vom 31. Juli 1793. 128) LLA RA 6/11/128. 129) LLA RA 6/11/131. 130) LLA RA 6/11/132: Brief des OA vom 26. September 1793. 131) Zum Begriff des Weggeldes siehe S. 50. 132) LLA RA 6/11/144: Schreiben des Zollers und Weggeldeinneh- mers Joseph Wollinger an das OA in Vaduz, 28. März 1798. 133) Wirtshaus zum Adler in Balzers; zur Familie Steger siehe auch S. 103 sowie den Stammbaum auf S. 170. 134) Wirtshaus zum Engel in Balzers; zur Familie Frick siehe auch S. 102 f. sowie den Stammbaum auf S. 168. 135) Joseph Frick bewirtete das Gasthaus zum «Hirschen» in Balzers; vgl. auch S. 104. 136) Wirtshaus zur Post in Balzers, siehe auch S. 100-102. 33
	        

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