Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1999) (97)

die Rheinstrasse von Fussach (via 
Bauern) nach Feldkirch bestätigt, der Konflikt bezüglich der Bre- genzer- und der Arlbergstrasse blieb jedoch un- gelöst. Für die beiden letzteren Routen war nach Aussage des Feldkircher Vogteiverwalters Gugger von Staudach nicht seine Behörde, sondern das Kreisamt in Bregenz zuständig.667 Diese Konferenz vom Mai 1791 schien doch eine gewisse Entspannung im Streit um das Rodwesen gebracht zu haben. Im Anschluss an diese Ver- handlungen unterstrich das Vogteiamt Feldkirch, dass die Unterländer Fuhrleute wieder vollständig ihre Rechte zum Transport der Stückwaren erhal- ten hätten.668 Die Behörden in Vaduz hegten so- dann den euphorischen Gedanken, dass das von Hall im Tirol in die Schweiz transportierte Salz, welches man bisher grösstenteils über den Boden- see befördert hatte, künftig durch Liechtenstein ge- führt werden könnte. Das Vaduzer Oberamt rech- nete in einem solchen Fall mit einem Anstieg der Zolleinnahmen und einem «beträchtlichen» Nutzen für die Untertanen.669 Das friedliche Einvernehmen war jedoch nur von kurzer Dauer. Bereits im August 1791 be- schwerten sich Unterländer Fuhrleute über die bei- den Feldkircher Hausmeister Bachmann und Flosp, welche ihnen den Lohn für getätigte Warentrans- porte vorenthalten würden.670 Die Situation hatte sich verschlimmert, als im November das Oberamt in dieser Angelegenheit beim Vogteiamt in Feld- kirch (erneut) vorstellig wurde. Das Oberamt wies darauf hin, dass die Feldkircher Hausmeister und weitere österreichische Kornhändler nun schon ein halbes Jahr den Unterländer Fuhrleuten den schul- digen Lohn vorenthielten.671 In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Salz- faktor (Martin Hosp) in Feldkirch versuchte Liech- tenstein, wenigstens im Bereich der Salztransporte zu einer Verständigung zu gelangen. Der Salzfaktor traf im Oktober 1791 mit dem Fürstentum dies- bezüglich eine Abmachung. Demzufolge sollten beide Teile Liechtensteins das ihnen zustehende Salzquantum unter sich aufteilen. Er selber soUte das Aufgebot zum Warentransport machen. Der Salzfaktor beabsichtigte, den Fuhrleuten entweder 
zehn, zwölf oder 15 Zentner Wiener Gewicht aufzu- laden. Er versprach den liechtensteinischen Fuhr- leuten, pro Zentner zwölf Kreuzer für die Strecke von Feldkirch nach Balzers sowie acht Kreuzer für die Strecke von Balzers nach Maienfeld zu bezah- len. Allerdings stellte Salzhausmeister Hosp einige Bedingungen: Die Salztransporte mussten stracks von Feldkirch bis Balzers durchgeführt werden. (Von dort erfolgte die Weiterbeförderung nach Maienfeld durch Balzner Fuhrleute.) Die Fuhrleute sollten ihre Wagen «ordentlich mit Streue und Decken oder Piachen versorgen».672 Im Dezember 1791 berichtete das Oberamt dem Fürsten in Wien, dass im Kampf um den Erhalt der Rodordnung Erfolge erzielt wurden. So hatten offenbar auch die liechtensteinischen Massnahmen (wie die Aufhaltung der rodwidrigen Fuhren) den Österreichern einen gewissen Respekt eingeflösst. Jedenfalls sprach das Oberamt davon, dass «die Rohd in ungleich besseres Geleis gebracht [worden sei]; indem wir den Kornhändlern ihre Begriffe und Gross Sprechereyenf,] sie seyen k: k: Unterthanen und haben dem hiesigen Oberamt gar nichts nach- zufragen, herunter gestirnt haben».673 Ferner teilte das Oberamt dem Fürsten mit, dass Maienfeld damit begonnen hatte, fremde Stracksfuhren nicht mehr passieren zu lassen. Maienfeld hoffte, so das Oberamt, dass die Behörden in Vaduz mit ihnen «gemeinsame Sache» machen und diese Stracks- fuhrwerke ebenfalls aufhalten würden.674 Vaduz hatte Maienfeld gegenüber versichert, zu allen nachbarschaftlichen Diensten bereit zu sein, aber Liechtenstein konnte - nach oberamtlicher Darstel- lung - aufgrund der engen Beziehungen der Fürst- lichen Familie zum Haus Habsburg nichts Eigen- mächtiges unternehmen, das gegen österreichische Interessen Verstössen würde. - Somit wird auch klar, warum das Oberamt stets die fürstliche Zu- stimmung einholte, bevor es irgendwelche Mass- nahmen gegen österreichische Kornhändler ergriff. - Trotz mancher (bescheidener) Erfolge musste das Oberamt in seinem Bericht an den Fürsten feststel- len, dass «die Kaufmannsgüter und das Salz [im- mer] noch vielfältig ausser der Rohd spediret» wer- den.675 124
	        

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