Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

EINGETRETENE ANKÜNDIGUNGEN VERGEBLICHE BRAUTWERBUNG Ähnlich wie die bewusst angekündigten oder im nachhinein entsprechend ausgelegten Äusserun- gen der Rache wirkten allgemeine Aussagen, die sich in überraschender Weise erfüllten. Ein Bei- spiel dafür bot Silvester Hopp aus Ruggell. Als er von der Dorfjugend verspottet wurde, weil er ein verendetes Kitz selbst vergraben und nicht wie üblich dem Wasenmeister übergeben hatte, entgeg- nete er, er wolle auch lachen, wenn einem ein Tier umfalle; schon am nächsten Morgen verendete ein schönes Ross. Das konnte für die meisten Men- schen kein Zufall sein. Dasselbe galt für eine Aussage Andreas Egles aus Mauren. Gegenüber einem Nachbarn, der Egles Egge ohne dessen Erlaubnis verwendet hatte, hatte er geäussert, er hätte nicht gedacht, dass nach der Bearbeitung des Ackers mit diesem Gerät das Korn so gut aufgehe. Tatsächlich starb es bald darauf in voller Blüte ab. Die Erklärung dafür hatte Egle selbst geliefert. Florian Lampart aus Triesen neckte einen Nach- barn mit dessen schönen Rüben auf dem Acker und versicherte ihm ausdrücklich, es geschehe ihnen nichts. Acht Tage daraufhatten die Würmer jedoch alles weggefressen, während auf den Nachbar- äckern keine Schäden zu verzeichnen waren. Als einmal ein besonders guter Weinstock von den Umstehenden gerühmt wurde, prophezeite der ebenfalls anwesende Jakob Blaicher ein Unwetter, das später tatsächlich alle Trauben verdarb. Damit hatte er sich in den Augen der meisten Dorfgenos- sen endgültig entlarvt. Als sehr verdächtig galt es überdies, seinen Neid zu deutlich zu äussern. Jakob Hopp aus Ruggell zum Beispiel hatte sich laut gefragt, ob sein Dorf- genosse Stachus Marxer wohl auch noch am kom- menden St. Johannestag stolz auf seinem teuren Pferd einherreite. Bis zum angekündigten Zeit- punkt war das Pferd völlig erblindet. Über den Grund für das Unglück bestand für viele Leute kein Zweifel mehr. 
Einen besonderen Grund für die Krankheit kurz nach ihrer Verheiratung ortete Maria Rigin aus Triesen: Noch zwanzig Jahre später war sie davon überzeugt, dass an den damaligen Schmerzen Mar- tin Nigg schuld war, denn sie habe ihr «Schapele» (Brautkrone, Haarzier der Jungfrauen an ihrem Hochzeitstag257) nicht ihm, sondern einem anderen gegeben, obwohl es der Nigg gern gehabt hätte. Von der zauberischen Verursachung ihrer Krank- heit war sie auch deshalb überzeugt, weil das Übel durch geistliche Mittel vertrieben werden konnte. BESITZ- UND WEIDESTREITIGKEITEN Zahlreiche Schäden bei Tieren und manche Unge- zieferplage auf den Äckern wurden darauf zurück- geführt, dass ihre Besitzer das Vieh trotz Mahnun- gen und Verboten weiterhin auf fremdem Grund weiden lassen hatten. Aber auch Leute, die andere von ihrem Besitz gewiesen hatten, fühlten sich später magisch geschädigt. Selbst wenn man nur Nachbars Hennen vom eigenen Grundstück ver- trieben hatte - ganz zu schweigen davon, wenn man ihm ein Hühnlein auch nur Versehens getötet hatte -, musste man sich sorgen, dass die eigenen Tiere auf zauberische Weise Schaden nahmen. Die Hühner sollen dann zum Beispiel keine brauchba- ren Eier mehr gelegt haben. Kam zu einem Streit um Wegrechte noch die Tatsache, dass jemand auf einer bestimmten Acker- fläche mehr erntete als andere, lag die Annahme einer magischen Praxis nahe. Ideale Streitbedin- gungen und Anlässe für solche Verdächtigungen boten zum Beispiel auch Nussbäume, deren Ertrag nach einem bestimmten Schlüssel unter verschie- denen Leuten aufgeteilt werden musste. BEWUNDERN UND BERÜHREN VON TIEREN Der Umgang mit dem Vieh war nicht zuletzt auf- grund seiner hohen wirtschaftlichen Bedeutung 52
	        

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