Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

LEBEN, ARBEIT UND TOD IN AFRIKA MARIA NIGG Maria wollte nach all den Streitigkeiten nicht mehr in Triesen bleiben und trug sich wie ihre Brüder mit dem Gedanken, in ein Kloster einzutreten. Wie gerufen kam ihr daher der Vorschlag aus dem fer­ nen Bosnien, auch nach Afrika auszuwandern. Maria Nigg war sofort einverstanden. Wie bereits erwähnt, ermöglichte Franz Pfanner der Triesne- rin, sich den Kreuzschwestern von Menzingen an- zuschliessen. - Im Juni des Jahres 1883 bestieg Maria zusam­ men mit ihren drei Brüdern Franz, Johann und Florian in Southampton die «Arab», ein englisches Dampfschiff. In einem Brief an die Generaloberin der Menzinger Schwestern steht über Maria Nigg: «Indessen geht es doch recht gemütlich zu, da alle so ziemlich ihren guten Humor behalten haben, die köstlichste Person ist unsere Jungfer Nigg, welch komische Einfälle sie hat! Heute ist sie gut zweg, gestern hatte sie Heimweh. ... Die Brüder der Jungfer Nigg sind auch an Bord, sie hat grosse Freude sie zu treffen,»89 j In Afrika trennte sich die Postulantin Maria Nigg yon ihren drei Brüdern und reiste mit den Menzin­ ger Schwestern in die Transkei. Am 24. August 1883 kamen die Frauen in Umtata an. Dort trat die Liechtensteinerin in das Noviziat der Menzinger Kreuzschwestern ein. Bald darauf wurde Maria auf die zwei Stunden von der Stadt entfernte Konvent­ farm90 versetzt. Die Vorbereitungszeit gefiel Maria Nigg nicht; jedenfalls legte sie keine Profess ab. Möglich ist auch, dass die Vorbehalte gegen die bereits 40-jährige Triesnerin, trotz Franz Pfanners Intervention bei der Generaloberin, nicht ganz be­ seitigt wurden. Maria kannte den Aufenthaltsort ihres Bruders Theodor Nigg. Sie nahm mit ihm Kontakt auf und reiste im Jahr 1885 nach Dunbrody, wo sie dank seiner Unterstützung ein neues Wirkungsfeld als Missionshelferin fand. Zusammen mit Anna Schultz, einer deutschen Lehrerin, gründete Maria 
Nigg im Auftrage der Jesuiten eine Schule,91 in der die Kinder sowohl wohnten wie auch verköstigt wurden. Maria amtete als Handarbeitslehrerin und war zudem um den grossen Haushalt besorgt. Die beiden Frauen nahmen grosse Entbehrungen in Kauf. Anfangs diente eine einfache Strohhütte als Schule und Internat. Mit Durchhaltewillen überwanden sie alle Schwierigkeiten, und die Hoffnung auf eine Besse­ rung der Verhältnisse gab den zwei Pionierinnen immer wieder Kraft und Mut. Nach zwei Jahren verbesserte sich dann die prekäre räumliche Situa­ tion. Dank Spenden aus Europa konnten ein gros­ ses Klassenzimmer sowie ein neuer Schlafsaal aus Ziegeln gebaut werden. Die Schule genoss bald einen sehr guten Ruf. Inspektionen von Regie­ rungsbeamten bestätigten dies, und kurze Zeit spä­ ter erhielt die Mädchenschule eine staatliche Un­ terstützung. Die Schülerzahlen stiegen nun stetig, wobei die Schule und das Internat im Laufe der Jahre immer wieder vergrössert wurden.92 Maria Nigg hatte in den zehn Jahren von Dun­ brody einiges erreicht. Trotzdem gab sie den Ge­ danken an ein Leben im Kloster nie auf. Theodor Nigg war nun bereits seit vier Jahren tot. Sicher sehnte sich Maria auch in die Nähe ihres noch le­ benden Bruders Florian, als sie 1895 in Mariann­ hill bei den dortigen Schwestern um Aufnahme bat. Trotz ihrer 52 Jahre wurde sie angenommen und erhielt den Klosternamen Polycarpa. Der Triesne­ rin gefiel es bei den Missionsschwestern vom Kost­ baren Blut CPS.93 Sie bewährte sich in der Probe­ zeit, und diesmal stand der Profess nichts mehr im Wege.94 Schwester Polycarpa Nigg war vielseitig einsetz­ bar und bekleidete verschiedene Aufgaben. Am 14. April 1907, im Alter von 64 Jahren, legte die Triesnerin ihre ewige Profess ab. Die Geschehnisse auf dem Meierhof, die Aus­ wanderung und die 25 Jahre in Afrika hatten Ma­ ria Nigg nachhaltig geprägt. Als sie am 24. Septem­ ber 1908 starb, wurde Schwester Polycarpa wie folgt charakterisiert: 
«Schwester Polycarpa gab den Schwestern durch ihre unermüdliche Arbeits­ freudigkeit, durch ihren Gehorsam und ihre ganz
	        

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