Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN ALBERT EBERLE AUSERWÄHLT FÜR AFRIKA Die drei Triesner hatten eben ihr Noviziat begon­ nen, als Prior Franz Pfanner im Mai 1883 von sei­ ner ersten Afrikareise zurückkam. Dieser hatte in Südafrika den Grundstein für sein neues Kloster Mariannhill gelegt. Nun beabsichtigte er, tüchtige Männer und Frauen für sein neues Projekt in Afri­ ka zu gewinnen.83 Bei der Musterung der Mönche, die für die Pio­ nierarbeit in Frage kamen, stachen Prior Franz die drei Liechtensteiner besonders ins Auge. Die Brü­ der Nigg hatten beim Klostereintritt den Grund ihrer späten Berufung dargelegt. Es war deshalb bekannt, dass sie gute «Steinmaurer» waren. Handwerker schätzte man im «wilden Afrika» be­ sonders, wie dies Abt Franz immer wieder be­ merkte. Die drei «Meierhöfler» wurden ausgewählt und durften mit nach Afrika.84 Bald darauf sprachen die Brüder Nigg beim Prior mit der Bitte vor, auch ihre Schwester Maria Nigg nach Afrika mitzunehmen. Diese war einver­ standen85, da ja auch der Bruder Theodor seit eini­ gen Jahren in Afrika wirkte.86 Da Franz Pfanner auch die Kreuzschwestern von Menzingen für seine Missionspläne hatte gewinnen können, wandte sich dieser in der Folge mit beherzten Worten an die Menzinger Generaloberin: 
«Ich weiss Ihnen eine prächtige Arbeitsschwester, aber sie ist schon 40 Jahre alt. Doch machen Sie eine Ausnahme. In Afrika kann man Ausnahmen dieser Art machen. Sie kann melken, Garten-Feldarbeiten, ausgezeich­ net, stark, charakterfest. ... Eine gute Bauerstoch­ ter richtet mehr aus als 4 Lehrerinnen, die das Arbeiten nicht gelernt haben.»*7 Die Fürsprache half. Am 8. Juni des Jahres 1883 bestiegen unter der Führung von Franz Pfanner die drei Liechtensteiner Trappisten Gregor, Germanus und Cornelius sowie die Postulantin88 Maria Nigg das Schiff in Southampton. 
78) Ebenda. 79) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8. - Seubert, Manuskript, S. 15 f. 80) Balling: Gott liebt die Fröhlichen, S. 26 f. 81) Die ersten Heftchen trugen den kuriosen Titel «Sind Sie Kamin­ feger?».Später wurden sie in «Vergissmeinnicht» umbenannt. - Balling: Der Trommler Gottes, S. 91 ff. 82) LLA S 1882/69. 83) Seubert: Manuskript, S. 2. 84) «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8. 85) Kaplan J. 0. Hunold aus Balzers war Marias Agent. - Vgl. Anhang, S. 111. 86) Der Jesuit Theodor Nigg lebte seit 1879 in Afrika. Er blieb mit seiner Familie in Triesen brieflich verbunden. - Vgl. Anhang, S. 110. 87) Archiv des Instituts in Menzingen, VI. 2.1.10, vgl. Anhang, S. 111. 88) Eine Postulantin ist eine Anwärterin für den Klostereintritt. Das Trappistenkloster Ma­ riastern in Bosnien, 1869 von Prior Franz Wendelin Pfanner gegründet 95
	        

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