Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

fers. Er zeigte schon früh eine kritische Haltung ge­ genüber der Obrigkeit, deshalb galt er als aufmüp­ figer Rädelsführer und war bei den Behörden un­ beliebt. In Südafrika konnte er als Bruder Cornelius seine Fähigkeiten voll entwickeln. Als Baumeister von Mariannhill wurde ihm die Anerkennung zu­ teil, die er in Triesen wohl kaum erhalten hätte. Florian Nigg starb am 11. Juni 1914 auf der Mis­ sionsstation Mariatal.18 In der Familie Nigg herrschte, wie allgemein in Liechtenstein, ein ausgeprägt religiöses Klima. Theodor trat 1869 mit 21 Jahren in den Jesuiten­ orden ein. Dem Ruf Gottes folgten, wie schon er­ wähnt, vier weitere seiner Geschwister. Josefa Nigg, eine Verwandte, war Klosterschwester in Zams. Ein Beispiel dieser religiösen Lebenseinstel­ lung gibt auch die folgende Anekdote: Die Buben Franz und Johannes kletterten auf einen verbotenen Kirschbaum. Die Mutter entdeck­ te die zwei Schlingel und befahl ihnen herunterzu­ kommen. Da die Mutter eine zünftige Rute in den Händen hielt, konnten die Buben nicht im Zweifel sein, zu welchem Zweck die Mutter zum Abstieg einlud. Johannes stieg hinunter und bekam seine Tracht Prügel. Franz jedoch blieb oben und war­ tete, bis der Zorn der Mutter verraucht war. Die anderen Brüder Theodor und Florian stürmten zu Johannes und fragten ihn, warum er so dumm ge­ wesen und herabgestiegen sei. Johannes antwor­ tete in seiner tief begründeten religiösen Überzeu­ gung: 
«I ha mini Sach ka, dr Franz aber kunnt is Fägfür.»19 Franz, der älteste Sohn, war bereits 38 Jahre alt, als der Vater Josef Nigg 1876 mit siebzig Jah­ ren starb. Die drei ledigen Söhne Franz, Johann und Florian und ihre Schwester Maria übernah­ men vom Vater den Landwirtschaftsbetrieb auf dem abseits gelegenen Meierhof. Die Mutter Kreszentia starb im Januar 1883. Sie wurde wie ihr Gatte ebenfalls siebzig Jahre alt. 
WIRTSCHAFTLICHE SITUATION Im Jahre 1734 gab das fürstliche Rentamt20 die eigene Bewirtschaftung des Meierhofes auf. Sieb­ zehn Jahre später wurde der Meierhof an verschie­ dene Männer und Frauen als Schupflehen auf Le­ benszeit verliehen, unter ihnen die zwei schon er­ wähnten Josef und Jakob Nigg. Diese waren bereits Besitzer von Häusern, Ställen und Stadel auf dem Meierhof. Den zwei Brüdern wurde auch der gröss- te Teil des Bodens übertragen.21 Der Pachtzins für den Meierhof war erträglich. Dank diesem Um­ stand, dem qualitativ guten Boden und ihrem gros­ sen Fleiss wurden die Familien Nigg sehr wohlha­ bend. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhun­ derts ging dann der gesamte Boden durch das Ze- hentablösungsgesetz22 ohne Verpflichtung in den Privatbesitz über. Niemand aus der Familie Nigg wurde aus wirt­ schaftlicher Not zur Auswanderung gezwungen, noch musste jemand ein Zugeid in der Fabrik ver­ dienen. Vielmehr war es ihnen sogar möglich, einen Knecht und eine Taglöhnerin23 zu beschäf­ tigen, was den ansehnlichen Besitz der Meierhof- Familie unterstreicht. Josef Nigg, der Vater der Meierhof-Geschwister, hinterliess seinen Kindern nebst allen Gebäulich- keiten 10 334 Klafter Reben, Wiesen und Weide­ land, neun Stück Vieh sowie 4503 Gulden Reinver­ mögen.24 Dies stellte für damalige Verhältnisse ein beachtliches Vermögen dar.
	        

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