Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

3nfoIge ber eingetretenen (Ereigniffe fmb bie ITlitglieber ber fürftlidjen Regierung mit Angelegenheiten lebensroicrjtigfter Hatut ooüauf in 21nfpruct? genommen. Die Seoölferung »irb besfyalb gebeten, bas Dorbringen min> berroictjriger Angelegenheiten bis auf weiteres $u oerfdjieben unb bringenbe $äüe möglidjft fctjriftlid? bei ber Hegierung an3ubrin- gen. Dabus, am 23. 2IpriI (9̂5. ^ürftlicfye Regierung: gej. Dr. fjoop. Die Regierung ist rund um die Uhr in Anspruch ge- nommen. Liechtensteiner Vaterland, 25. April 1945 Liechtensteinischer Sta- cheldrahtverhau, errichtet kurz vor Kriegsende an der grossdeutschen Gren- ze von Ruggell bis Schaan- wald Andrang am 3. Mai 1945 an der Grenze Schaan- wald-Tisis, wenige Tage vor dem Waffenstillstand 
rung eröffnete einen Kredit von 500 000 Franken bei der Schweizerischen Volksbank.35 An diesem Tag fand man in der Grenzrüfe am Maurerberg die Leiche eines 25-jährigen Deser- teurs aus Rankweil. Man begrub ihn in Mauren.36 Die Regierung rief zu Flüchtlingsspenden auf. Der Jungmannschaftsverband, die Pfadfinder sam- melten. Die Bevölkerung wurde per Zeitung gebe- ten, die Regierung nur noch in dringenden Fällen und nur schriftlich anzugehen, da sie durch «le- benswichtigste» Aufgaben vollauf beansprucht sei. Die Feuerwehren im Unterland wurden auf Pikett gestellt. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, keine Flüchtlinge privat aufzunehmen, sondern den Po- sten zuzuweisen. Derweil kündigte die Deutsche Kolonie in Liechtenstein noch Propagandafilme im «Deutschen Heim» in Vaduz an.37 Alle Ärzte wurden im Regierungsgebäude vom Chef des Eidgenössischen Grenzsanitätsdienstes instruiert, anschliessend die Grenze besichtigt und in Schaanwald und Schaan Sanitätsstellen einge- richtet. Ab dem 22. April sperrte der Bundesrat die ge- samte schweizerische Grenze im Rheintal, nur St. Margrethen und Schaanwald/Buchs blieben be- dingt offen. Am nächsten Tag wurde eine Grenz- wachtrekrutenkompanie nach Liechtenstein ent- sandt und auf die nördlichen Grenzorte verteilt. Ebenso wurden 10 000 Rollen Stacheldraht ins Land spediert, 180 000 Franken kostend. Die Massnahmen waren gerade noch rechtzeitig ergriffen: Ab dem 25. April setzte nämlich der Flüchtlingsandrang in Schaanwald ein. In den letz- ten neun Tagen des Krieges bis zur französischen Besetzung Feldkirchs traten vom 25. April bis 3. Mai zusammen rund 10 000 Personen über die Grenze. Den Höhepunkt erreichte der 3. Mai mit 2950 Personen. Nach Nationen waren etwa ein Drittel Franzosen, nämlich über 3000, gut 1200 Russen, 700 Polen, 400 Belgier, 300 Italiener, 300 Holländer, gut 150 Schweizer, 121 Liechtensteiner, 90 Kroaten, 60 Serben, 42 Deutsche, 10 Tschecho- slowaken, dazu einzelne Spanier, Ungarn, Letten, Bulgaren, Norweger, Kanadier, Syrer, über 200 In- der. Warum so viele Franzosen, Russen, Polen, Bel- 60
	        

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