Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

DIE MUNDART DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN ROMAN BANZER 4.4.2.1. NEUERUNGEN IN DER ORTSMUNDART VON SCHAAN Schaan grenzt an das Unterland. Auf den Seiten 196 ff. haben wir die dialektgeographischen Unter- schiede beschrieben. Neben der unten genannten Entwicklungsregel, mit der sich die Sprecher von Schaan von den übrigen Gemeinden des Oberlan- des unterscheiden, haben wir nach der Untersu- chung noch weitere Variationen beobachtet. So sprechen die 
Schaaner Note [note] mit offenem, kurzem o wie im Unterland. Jutz schreibt, dass sich in Schaan in nasaler Umgebung noch oft nasa- lierte Vokale neben rein oral gesprochenen wahr- nehmen lassen. (Jutz 1925, S. 148) Wir stellen fest, dass in Schaan die Nasalierung ganz aufgegeben wurde. Allerdings sind wie 
in Note gezeigt, die offe- nen, nicht nasalierten Qualitäten vereinzelt noch anzutreffen. Wie Eugen Gabriel in seiner Arbeit (Gabriel 1985, S. 127) sagt, wurden früher in Schaan noch Laute (gleich wie im Unterland) ge- braucht, wie sie heute nicht mehr üblich sind. Wir können diese Aussage bestätigen. Man spricht in Schaan heute [o] 
vor r + Konsonant statt früher [a] wie im Unterland, z.B. [korn] statt 
[karn] Korn. Die folgende Neuerung kommt nur in der Orts- mundart von Schaan vor. Zudem sind hier auch alle Neuerungen der Ortsmundarten des Oberlan- des belegt. Er 16 o vor r + Kons112 Basismundart: /o/, z.B. /ihiworge/ Variante 1: /a/, z.B. /ihiworge/ mögliche Gebervarietät: ? 
4.4.3. NEUERUNGEN IN DEN ORTSMUNDARTEN DES UNTERLANDES 18 Entwicklungsregeln werden mit den beschriebe- nen Varianten in allen Ortsmundarten des Unter- landes variabel gebraucht. In 16 Fällen ist das Oberland mögliche Gebervarietät. Nur zwei Ent- wicklungsregeln betreffen einen Konsonanten. Das Unterland ist für das Oberland in einem Fall mög- liche Gebervarietät. Das Geber-Nehmer-Verhältnis ist einseitig, das Unterland gleicht sich an das Oberland an. Als Grund hierfür sehen wir die wirt- schaftliche Entwicklung in Liechtenstein, zumal weder die sprachliche Nähe zu den Dialekten der schweizerischen und vorarlbergischen Nachbar- schaft noch die grössere Unterscheidung vom Hochdeutschen im Vergleich mit den Mundarten des Oberlandes als Erklärung dienen kann. Das wirtschaftlich Zentrum Liechtensteins befindet sich in Vaduz und Schaan. Viele Arbeitstätige aus dem Unterland pendeln in dieses Zentrum. Entspre- chende Zahlen finden sich in der Tabelle 13 auf Seite 218. Wir konnten beobachten, dass die Spre- cher des Unterlandes, übrigens wie die Triesenber- ger, sich in ihrer Sprache stark dem Oberländer an- passen, wenn sie abseits der Sprachgemeinschaft der Ortsmundart mit Oberländern sprechen. Offen- sichtlich verursacht dieses Code-switching zumin- dest teilweise den Sprachwandel der Ortsmundar- ten. Elemente, die im Berufsleben an die benach- barten Ortsmundarten angepasst werden, sind Wandelvorgängen besonders ausgesetzt. Diese Neuerungen gelten in allen Gemeinden des Unterlandes. Zudem sind hier auch die Neue- rungen aller Ortsmundarten belegt. Er 1 Basismundart: Variante 1: mögliche Gebervarietät: 
lang / kurz lang, z.B. /ma:gB/ kurz, z.B. /mage/ Ol Er 8 Basismundart: 
e vor nK /e/, z.B. /deckt?/ 227
	        

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