Die Dialektalität der Sprache der Mundartspre- cher erhöht sich mit steigendem Alter.98 Die sozio- psychologische Forschung unterscheidet verschie- dene Altersstufen, unter anderem das Erwachse- nenalter, wobei die Entwicklungspsychologie das Erwachsensein des Menschen mit 20 oder 25 Jah- ren ansetzt. Es darf dabei allerdings nicht verges- sen werden, dass gerade auch im Erwachsenen- alter noch Veränderungen vor sich gehen, die der Theorie der «ruhigen Periode» widersprechen. Auch in diesem Altersbereich findet durch die starke soziale Einbindung und die häufigen Kon- takte eine andauernd starke Konfrontation mit der Sprache statt. Wir haben uns dafür entschieden, für unsere Untersuchung das Alter 25 bis 45 Jahre anzuset- zen. Einerseits kann davon ausgegangen werden, dass in dieser Zeit jugendliche Slangbildung und Freude zur Veränderung nicht mehr so gross sind und somit von einer bestimmten «Einheitlichkeit» ausgegangen werden kann. Andererseits bezieht sich die Untersuchung (wie nachfolgend erläutert wird) auf die Arbeitstätigen und hier vertritt die Gruppe der 25- bis 45-jährigen die Mehrheit des Landes. 13'00099 Arbeiterinnen und Arbeiter sowie 3200 Hausfrauen, die in der Statistik als Nicht- erwerbstätige geführt werden, ergeben eine Grup- pe von 16'200 Arbeitstätigen. 9000 davon entspre-chen
unserem Altersideal. Das sind 56 Prozent der Arbeitstätigen oder 30 Prozent der gesamten Wohnbevölkerung. Die geschlechtsabhängigen Unterschiede in der Sprachproduktion interessieren uns hier nicht. In das Sample sollen gleich viele Frauen wie Männer integriert werden. Dies war für kleine Gemeinden nicht immer möglich, weil es schwer war, hier Frauen zu finden, die nicht pendeln und nicht manuell arbeiten. Aus diesem Grund sind nur 36 Prozent Probandinnen in die Untersuchung mitein- bezogen worden.100 Sollte es sich zeigen, dass signifikante Unterschiede auf Grund des «sozialen Geschlechts»101 auftauchen, so werden diese in den Ergebnissen aufbereitet.102 Die Zugehörigkeit zu einer Ortsmundart wird folgendermassen definiert. All jene, die seit dem Besuch des Kindergartens in Liechtenstein leben, sind nach unserer Auffassung Sprecher einer liech- tensteinischen Ortsmundart. Damit sind auch alle in das Sample eingeschlossen, die keine liechten- steinische Staatsbürgerschaft besitzen, aber schon seit ihrer Kindheit im Land leben. Liechtenstein hat sich in den vergangenen 50 Jahren mit Riesenschritten vom armen Bauern- staat zum reichen Industrieland entwickelt. Damit kamen mit einem neuen beruflichen und auch so- zialen Umfeld Grenzgänger und Ausländer nach Tabelle 13: Pendlertum103 Gemeinde
Erwerbs-Stationäre Wegpendler Wegpendler Zupendler Zupendler tätige % % Planken 121 35 86
71 % 4
3 % Mauren 1203 461 742 62% 167
14% Ruggell
523 204 319
61 % 49
9 % Triesen
1557 639 918 59% 220
14% Gamprin 396 165 231 58% 259
65% Schellenberj
l 293 123 170 58% 11
4% Eschen 1361 628 733
54% 332
24 % Triesenberg 1040 593 447 43% 53
5 % Schaan 2472 1628 844 34% 1316
53% Balzers 1518 950 568 37% 382
25 % Vaduz 2421 1810 611 25 %
2151 89% Total
12905 7236 5669
51 % 4944 28 % 214