DIE MUNDART DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN ROMAN BANZER 3.4.1.2. HINTERSCHELLENBERG Der Weiler Hinterschellenberg hebt sich in einzel- nen Lautentwicklungen von den Weilern Mittel- schellenberg und Vorderschellenberg ab. Auffällig ist hier das Zusammengehen verschiedener Lautun- gen mit dem Oberland. So realisieren die Gewähr- spersonen vom Hinterschellenberg die mda. Ent- sprechungen zu mhd. e, ä und o, ö vor r + Konso- nant gleich wie im Oberland. Ausserdem werden die Vokale in offener Silbe im Gegensatz zum Unter- land nur partiell, und zwar gleichgehend mit dem Oberland, gedehnt. Ortstypisch für den Hinterschel- lenberg ist die Entwicklung von mhd. ei vor Oral (im Gegensatz zum a- oder o-Gebiet) zu mda. [ej:]. Die Unterschiede zum Unterländer Dialekt lassen sich teilweise durch die geographische Lage des Hinter- schellenbergs begründen. Der Weiler liegt am nörd- lichen Abhang des Eschnerbergs, unmittelbar an der Grenze zu Österreich. Gemäss Auskunft von Hinterschellenberger Gewährspersonen haben die Hinterschellenberger immer wirtschaftlichen und kulturellen Kontakt zur österreichischen Nachbar- gemeinde Nofels gehabt. Gemäss VALTS realisieren die Einwohner von Nofels von den Lautentwicklun- gen, bei denen der Hinterschellenberg vom Unter- land abweicht, lediglich mhd. ae gleich wie die Ein- wohner des Hinterschellenbergs. Gabriel notiert im VALTS auf Karte 2 sowohl für das Oberland, Unter- land und Nofels in den Wörtern Faden, Wagen lange Quantität des Haupttonvokals. Gemäss unserer Er- hebung ist die Dehnung in offener Silbe im Ober- land und in Hinterschellenberg nur partiell durch- geführt worden und gilt für Faden, Wagen nicht.
Er Merkmal Beispiel Sb HSb 1 DoS 'Magen' [a:] [a] 7 ä im Diminutiv 'Bächlein' [ae] M 16 o vor r + Kons 'Korn' [a] W 18 ö vor r + Kons 'Körblein' N
[ce] 30
ei vor oK 'Leiter' [o:] 31 ei vor oK, Plural 'Seile' [ce:] leJT 35
ei vor nK 'Stein' [ae:] [5:]* * nicht gleich wie im Oberland Abb. 3: Die sprachgeogra- phischen Unterschiede zwischen Schellenberg und Hinterschellenberg. 199